Digital Detox im Advent. Erste Übung
03. Dezember 2024
Fotos und Videos ausmisten
21’057 Fotos und 503 Videos befinden sich in meiner Mediathek. Eine ganz schöne Menge, wenn ich mir diese Fotos ausgedruckt und die Videos in Form einer Filmrolle vorstelle. Obwohl meine Frau und ich immer wieder grosszügig Fotos und Videos löschen, bleiben diese Zahlen immer etwa gleich: Es kommt immer neues dazu, wegen Synchronisierungsfehlern entstehen Dubletten. Regelmässig warnt mich mein Computersystem, dass mein Speicher voll sei. Der Rechner wird spürbar langsamer.
Natürlich könnte ich jetzt einfach bequem das nächst grössere Cloud-Paket, eine grössere Festplatte oder ein Tablet mit mehr Speicher kaufen. Ich kann mich aber auch mal einen Abend hinsetzen, meine Mediathek durchforsten und grosszügig Fotos und Videos löschen. Denn brauche ich wirklich 21’057 Fotos? Wenn ich jedes davon 1 Sekunde anschaue, brauche ich dafür 21’057 Sekunden, sprich 5 Stunden 50 Minuten 57 Sekunden. Wo hat so ein Block im Alltag platz? Macht es Sinn ein Foto eine Sekunde lang anzuschauen? Warum sollte ich das jedes Jahr mindestens einmal tun?
Also weg damit. Einfache Killer-Kriterien sind bei den Fotos: Unschärfe, geschlossene Augen, schlechte Belichtung, mehrmals das gleiche Motiv, Schnappschüsse vom Fussboden, Innenansichten meiner Hosentasche, Nahaufnahmen meiner Handfläche, ungünstige Posen der fotografierten Personen, Motive, die ich nicht identifizieren kann.
Man muss sich einfach einmal fragen, was man mit den ganzen Fotos und Videos wirklich will. Habe ich ganz konkretes vor damit, wie einen ganz konkreten Film zusammenschneiden, ein ganz konkretes Fotobuch zusammenstellen, eine ganz konkrete Fotocollage basteln, Fotoalben ganz konkret vollkleben, einen konkreten Kalender basteln, eine Diashow mit Jahresrückblick für das Familienfest an Weihnachten zusammenstellen etc. Wenn ich nichts davon oder vergleichbares mit dem ganzen Bildmaterial vor habe, kann eigentlich die ganze Mediathek weg. Für mich eine befreiende Vorstellung, wem das dann doch zu radikal ist, kann sich ja für die Erinnerung die allerbesten Fotos und Videos, und nur einzig und allein diese, aussortieren und behalten.
Machen wir das bitte auch, bevor wir sterben und sich unsere Nachkommen mühsam durch irgendwelche Google-Formulare, Sicherheitsschranken und x-fach-Authentifizierungen durchwühlen müssen. Den ganzen Hausrat ausmisten und das Erbe zu verteilen gibt doch eigentlich schon genug zu tun und spätestens dann landet sowieso das meiste in der Tonne. Lieber jetzt zu Lebzeiten noch die Familie zusammentrommeln und gemeinsam ausmisten, so macht es viel mehr Spass und die Famlienzeit im Advent ist damit abgehakt. Vielleicht überlegen wir uns dann beim nächsten Foto, das wir machen wollen, etwas besser, was darauf wie und wozu zu sehen sein soll, bevor wir wieder 20 Mal fotografieren, weil wir hoffen, dass dann schon eine gute Aufnahme dabei sein wird. Das ganze schont dann nicht nur den eigenen Geldbeutel, sondern auch Ressourcen, die für immmer grössere Speichermedien, immer leistungsfähigere Endgeräte und megamässige Serverzentren gebraucht werden.
Im Advent gibt Pfarrer Lenz Kirchhofer wöchentlich einen Impuls zur Gestaltung der Adventszeit. Dazu erscheinen vier Übungen zur digitalen Entschlackung, was der Adventszeit einen besonderen Sinn verleihen soll.