Die Kirche gestaltet und von ihr geprägt

Kurz vor seinem 73. Geburtstag ist unser Kirchgemeindepräsident Paul Ruffieux am 2. Februar 2018 nach schwerer Krankheit verstorben. Die Kirchgemeinde Allschwil-Schönenbuch verliert einen äusserst engagierten Präsidenten.

Seit seiner Geburt am 6. Februar 1945 war Paul Ruffieux mit Allschwil tief verbunden. Durch die frühe Mitarbeit auf dem grosselterlichen Hof hatte er eine starke Beziehung zur Landwirtschaft und Natur, die zeit seines Lebens prägend blieb.

Auch als ihn später seine berufliche Karriere – nach einem Studium der Chemie und einer Promotion in Pharmazie – nicht nur in leitende Positionen in der Pharmaindustrie, sondern auch oft ins Ausland führte, blieb er dieser Heimat stark verbunden. Seit Mitte der 70er-Jahre lebte er zusammen mit seiner Frau Elisabeth und seinen beiden Söhnen Stephan und Dominique am Rosenberg in Allschwil.

In der Kirche verwurzelt

Paul Ruffieuxs Beziehung zur Christkatholischen Kirche wurzelte ebenfalls in diesem Dorf, insbesondere in seinem Ministrantendienst in der Alten Dorfkirche. Unzählige Anekdoten aus dieser Ministrantenzeit wusste Paul zu erzählen. Mitte der 60er-Jahre präsidierte er die Jugendgruppe der Kirchgemeinde, wo sein ausgeprägtes Talent zum Repräsentieren und durchaus auch Delegieren bereits zum Vorschein kam. Höhere Ehren – so das Präsidium der Christkatholischen Jugend der Schweiz – konnten also nicht lange ausbleiben. Von 1971 bis 1975 präsidierte Paul diesen Jugendverband unserer Kirche.

Als Höhepunkt seiner Präsidialzeit kann sicher der Bau des Jugendhauses auf der Mörlialp bezeichnet werden, wo er den Spatenstich vollziehen konnte. Seine Zukunftsorientierung zeigte sich dann auch deutlich in seinem Einsatz in der Christkatholischen Arbeitsgruppe kirchlicher Erneuerung (Cake).

Mit seiner Pensionierung verstärkte sich auch wieder sein Engagement in der Kirchgemeinde Allschwil-Schönenbuch, welche er seit 2010 präsidierte, nachdem er seine ersten Erfahrungen als Kirchgemeindepräsident schon in der Gemeinde Birsigtal gesammelt hatte. In seine Präsidialzeit fielen das grosse «Stägefescht» im Jahre 2011 und die Session der Nationalsynode 2013, an der Paul seine Gastgeberrolle mit Charme und zweisprachiger Eloquenz ausfüllte. Grosse Freude bereitete Paul Ruffieux, dass die 125-Jahre-Feier der Christkatholischen Jugend der Schweiz 2016 ebenfalls in Allschwil stattfinden konnte.

Gott und Urknall

Sehr wichtig war Paul Ruffieux der sonntägliche Gottesdienst, wo er als Lektor wirkte. Ernsthaft setzte er sich mit Fragen des Glaubens auseinander, was in einer von ihm gehaltenen Predigt zum Schöpfungsbericht im Buch Genesis zur Geltung kam. Als Naturwissenschaftler interessierte ihn das Verhältnis zwischen Glaube und wissenschaftlichen Erkenntnissen, zwischen Gott und Urknall.

Intensiv lebte Paul jeweils das Kirchenjahr mit. Weihnachten und die damit verbundenen Traditionen – insbesondere Weihnachtsbäume – war für ihn ein besonderes Fest. Mit der Aufführung der «Zäller Wienacht» 2013 in Allschwil und weiteren Orten im Baselbiet ging für ihn ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung. Seine Freude am Licht und seine Leidenschaft für das Entfachen von Feuer lebte er unter anderem in der Osternacht aus, wo er auch jeweils für das kräftig lodernde Osterfeuer sorgte.

Eine besondere Leidenschaft von Paul galt seit seiner Kindheit der Fasnacht, und so erstaunt es nicht, dass der Fasnachtsgottesdienst für ihn zu einer Herzensangelegenheit wurde. Er wirk-te mit vielen Ideen schon in der Vorbereitung mit. Im Gottesdienst trat er als Lektor des von ihm sehr geliebten Psalms 150 in einer fasnächtlichen Mundartfassung und als Pfeifer des Schissdräggzyglis «Pöteterli» auf.

Der Fasnachtsgottesdienst 2017 – mit der Taufe seiner Enkelin – war der letzte Gottesdienst in der Alten Dorfkirche Allschwil, an dem er noch teilnehmen konnte. Nachher war es ihm aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich.

Leidenschaftlicher Winzer

Seine Verbundenheit mit der Landwirtschaft und der Natur lebte Paul Ruffieux seit Mitte der 90er-Jahre mit grosser Leidenschaft als Winzer in seinem Rebberg in Cheyres aus. Er liebte nicht nur den Genuss des feinen Rebensaftes, ihn faszinierte auch die Herstellung des Weines. So führte er auch die Erstkommunionkinder aus den verschiedenen Gemeinden des Kantons Baselland in die Geheimnisse der Weinproduktion ein. Die Kinder, welche seine grosse Leidenschaft dabei spürten, hingen ihm an den Lippen. Seine Genussfreude kam auch beim Kochen zum Ausdruck, er schwärmte für Whisky und war einem guten Essen in geselliger Runde niemals abgeneigt.

Neugier und eine gewisse Abenteuerlust führten ihn und Elisabeth auf Reisen um die ganze Welt, so etwa nach Australien oder Patagonien. Etwas näher gelegen war da die Bettmeralp, welche ebenfalls eine der Lieblingsdestinationen von Paul war, und wo er dem Skifahren frönen konnte.

In Erinnerung bleibt uns Paul Ruffieux als ausgeprägt selbstbewusster Mensch mit trockenem Humor. Seine optimistische, zukunftsorientierte Haltung – gerade im kirchlichen Leben – haben wir immer sehr geschätzt. Paul sah nie in erster Linie Defizite, sondern vielmehr Potenziale, für die er sich dann auch einsetzte.

Die christkatholische Kirchgemeinde Allschwil-Schönenbuch und die Christkatholische Kirche der Schweiz verdanken Paul Ruffieux viel. Wir werden ihn sehr vermissen. Das ewige Licht leuchte ihm.

Andy Vogel, Liza Zellmeyer, Thomas Zellmeyer