Communiqué der Internationalen Altkatholischen Bischofskonferenz (IBK) anlässlich ihrer Sitzung 2019 in Lublin/Polen
Vom 24. bis 27. Juni tagte die Internationale Altkatholische Bischofskonferenz (IBK) in Lublin.
Auf die Einheit zu Lublin, Stadt des religiösen Friedens – 450 Jahre Lubliner Union (1569-2019)
Im Rahmen der Konferenz fand im örtlichen Rathaus eine altkatholisch/anglikanischen Debatte zum Thema „Kirche-Einheit-Freiheit“ statt, die im Rahmen des Projektes „Lublin ökumenisch 2019“ organisiert wurde. Vorbereitet wurde sie von der örtlichen ökumenischen Gruppe, zu der auch Generalvikar Andrzej Gontarek, Pfarrer der polnisch-katholischen Kirche in Lublin gehört. Nach kurzen Statements von Erzbischof Joris Vercammen und Bischof Michael Burrows wurde rege über das Thema diskutiert.
In der Union von Lublin vereinten sich im Jahr 1569 das Königreich Polen und das Großfürstentum Litauen zum Königreich Polen-Litauen mit einem gemeinsamen Monarchen, einem gemeinsamen Parlament und einer gemeinsamen Währung. Die Union von Lublin ist ein einzigartiges Beispiel für den demokratischen Zusammenschluss zweier Staaten, in denen unterschiedliche ethnische und religiöse Gruppen friedlich und gleichberechtigt miteinander lebten.
Begegnung mit Erzbischof Stanislaw Budzik
Vorausgegangen war ein Besuch bei Erzbischof Stanislaw Budzik, dem römisch-katholischen Metropoliten von Lublin. Nach einer Begegnung in der Bischofsresidenz und Gesprächen über die gemeinsamen ökumenischen Beziehungen nahm er sich die Zeit, die Bischöfe persönlich durch die Kathedrale zu führen.
Kirchengemeinschaft mit der Mar Thoma Kirche
Nachdem der Bischofskonferenz der Abschlussbericht des Dialoges vorlag, durch den aufgeworfene Rückfragen geklärt und ausgeräumt worden sind, hat die IBK die Kirchengemeinschaft mit der Mar Thoma Kirche festgestellt.
Römisch-katholisch/altkatholischer Dialog (IRAD)
Die IBK konnte bei Ihrer Tagung Prof. Sławomir Pawłowski von der römisch-katholischen Universität Lublin begrüßen, der als Professor für Ökumene aus römisch-katholischer Sicht die IRAD-Dokumente reflektierte und mit den Bischöfen ins Gespräch kam. Die Bischöfe verabschiedeten nach weiteren internen Beratungen folgende Stellungnahme:
Die Internationale Altkatholische Bischofskonferenz (IBK) nimmt den Zweiten Bericht der Internationalen Römisch-Katholisch – Altkatholischen Dialogkommission (IRAD II) aus dem Jahr 2016 entgegen und dankt den Mitgliedern der bilateralen Kommission für ihre Arbeit.
Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil kamen die römisch-katholische Kirche und die altkatholischen Kirchen der Utrechter Union miteinander ins Gespräch. Diese Begegnungen führten schließlich 2004 zu einem offiziellen Dialog zwischen den beiden Kirchen, dessen zweite Phase mit dem vorliegenden Bericht abgeschlossen ist.
Dieser Bericht baut inhaltlich auf dem ersten Bericht 2009 (IRAD I) auf und versteht sich als Erläuterung noch offener bzw. nicht ausreichend geklärter Fragen. Dabei handelt es sich um das Verhältnis von Ortskirche und Universalkirche unter Berücksichtigung des päpstlichen Primats, um die Frage des verbindlichen Lehrens und der Unfehlbarkeit, um offene Fragen zu den Mariendogmen von 1854 und 1950, um Erläuterungen zur Ordination von Frauen zum priesterlichen Dienst und um Erläuterungen zum inneren Zusammenhang von Eucharistie- und Kirchengemeinschaft.
Die IBK begrüßt die vertiefte Communio-Ekklesiologie, die das Dokument auszeichnet und in der wir einen entscheidenden Fortschritt zur Lösung des sogenannten „Familienzwists“ sehen. Wir hoffen, dass mit diesem ekklesiologischen Ansatz die noch offenen Fragen einem Konsens nähergebracht werden können und damit kirchliche Gemeinschaft gefunden werden kann.
Anglican Consultative Council (ACC) und Anglican-Old Catholic International Coordinating Council (AOCICC)
Ende April fand die 17. Sitzung des Anglican Consultative Council statt, an dem neben den Vertretern von 37 der 40 Kirchenprovinzen auch Bischof Schoon für die Utrechter Union teilnahm. Dort wurde auch der Abschlussbericht des AOCICC für den Zeitraum von 2013 bis 2019 vorgelegt, der in beeindruckender Weise die Arbeit der Kommission für eine gute Fortsetzung der positiven Zusammenarbeit innerhalb unserer Kirchengemeinschaft sichtbar macht. Mit der Vorlage des Berichtes sowohl beim ACC als auch jetzt bei der IBK endete die Arbeit der Kommission, die nach der nächsten Lambeth-Konferenz 2020 neu zusammengesetzt wird und dann ihre Arbeit fortsetzt. Die IBK dankte allen Mitgliedern dieser Kommission für ihr Engagement für die Vertiefung unserer Kirchengemeinschaft. Von altkatholischer Seite wird künftig Bischof Rein unsere Kirchen vertreten.
Orthodox-Altkatholische Internationale Gesprächsgruppe
Bischof Rein gibt das Co-Präsidium der Gesprächsgruppe ab. Bischof Ring wird diese Aufgabe ab sofort übernehmen. Die anderen Mitglieder bleiben unverändert.
Kommunikation und Sekretariat
Erneut befasste sich die IBK mit ihren inneren Strukturen der Kommunikation und des Organisation von Büro und Kommunikation. Aufgrund von Vorarbeiten in Zusammenarbeit mit einem Fachmann wurden schon erste Strukturänderungen diskutiert, die jetzt die nächsten Sitzungen des Büros beschäftigen werden und zu einer grundlegenden und kostensparenden Veränderung in der Kommunikations- und Bürostruktur zum 1. Juli 2020 führen sollen.

Anglikanisch/Altkatholisches Bischofstreffen
Vom 24. Juni abends bis zum 25. Juni mittags fand zudem wieder eine Begegnung mit den anglikanischen Bischöfen statt, dir für das europäische Festland zuständig sind. Bei den Gesprächen ging es um Fragen gemeinsamer Projekte, die Willibrord-Society, den Bericht des AOCICC und Möglichkeiten der intensiveren Zusammenarbeit im Bereich der altkatholischen Kirchen auf dem europäischen Festland.
Varia
Die Bischöfe nahmen die Gelegenheit wahr, Bischof Wiktor Wysoczański nachträglich zum 80. Geburtstag ihre Glückwünsche auszusprechen und ihm für seinen bischöflichen Dienst seit 1983 zu danken. Er ist der Senior in der IBK und seit einigen Jahren der einzige altkatholische Bischof in Polen.
Besonderer Dank galt auch Bischof Michael Burrows von der Church of Ireland, der in den letzten sieben Jahren als Delegat des Erzbischofs von Canterbury an den Sitzungen teilnahm und eine Bereicherung für das Miteinander der beiden Kirchen war.
Mitgeteilt wurde auch der geplante Termin für den nächsten Internationalen Altkatholiken-Kongress, der vom 1. bis 4. September 2022 in Deutschland, voraussichtlich in Bonn, stattfinden soll.
Die nächste ordentliche Sitzung der Internationalen Altkatholischen Bischofskonferenz wird vom 21. bis 25. Juni 2020 in Prag/Tschechien stattfinden.
Amersfoort/Bern, im Juni 2019