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Das Nadelöhr

Sie kennen die Geschichte vom Nadelöhr in der Bibel. Da heisst es bekanntlich, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in den Himmel komme. Oft wird angeführt, dass diese Stelle falsch übersetzt wurde. Egal. Für meine Geschichte reicht das Gleichnis aus, denn es geht mir vor allem darum, dass uralte Texte aus der Bibel ihre Aktualität nicht verloren haben. Natürlich nur, wenn man sie nicht wortwörtlich liest, sondern in unseren Lebenskontext einbettet.

Es gibt auf unserer Erde manches Nadelöhr, ein ganz aktuelles ist der Suez-Kanal. Er verkürzt die Fahrzeit der Schiffe aus Fernost markant, muss doch nicht ein ganzer Kontinent umschifft werden. Damit in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Güter zu uns kommen, werden die Schiffe immer grösser: 400 Meter lang, 20000 Container tragend. Innert weniger Jahrzehnte sind die Containerschiffe um das Dreifache grösser geworden. Noch ein bisschen mehr, und das Nadelöhr wird nicht mehr passierbar sein – oder nur noch unter der grossen Gefahr aufzulaufen. Also doch auf Kamele setzen? Nein! Erforderlich ist ein Schiff, das auch randvoll mit Gütern geladen ist, aber mit solchen, die unsere Selbstüberschätzung hinterfragen, dafür das Nadelöhr sicher passierbar machen.

Es kommt ein Schiff, geladen
bis an sein’ höchsten Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden,
des Vaters ewigs Wort.

Das Schiff geht still im Triebe,
es trägt ein teure Last;
das Segel ist die Liebe,
der Heilig Geist der Mast.

Franz Osswald