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Der Garten als befreiender und schöpferischer Lebensraum.

Buchcover Rebenich

Am 25. September um 17.00 Uhr liest der passionierte Gärtner und Historiker Stefan Rebenich aus seinem jüngst erschienen Buch «Der kultivierte Gärtner» in der Stiftskirche Olsberg. Darin verfolgt er in unterhaltsamer Weise die Spuren, welche die Sehnsucht nach Gärten in der Geschichte der Menschheit hinterlassen hat, und widmet sich der Gegenwart des Themas in der Literatur, in der Malerei und in den neuen Medien.

Angela Berlis (AB): Herr Rebenich, bitte erzählen Sie etwas über sich.

Stefan Rebenich (SR): Ich wurde 1961 in Jugenheim an der Hessischen Bergstrasse geboren und bin seit 2005 als Professor für Alte Geschichte an der Universität Bern tätig. Meine Arbeitsschwerpunkte sind die Geschichte des frühen Christentums und der Spätantike, die monarchische Herrschaft im Altertum sowie die Wissenschafts- und Rezeptionsgeschichte der Antike im 19. und 20. Jahrhundert. 

AB: Wie kamen Sie zum Ihrem Hobby, dem Gärtnern?

SR: Meine gärtnerischen Grundkenntnisse erlangte ich im Garten meines Grossvaters, der ein wunderbares Vorbild war und sein Leben lang Obst und Gemüse anbaute. Die Begeisterung für den Garten als fesselnden Gegenstand der Kulturgeschichte nahm ich aber aus meinem Studium in England in den 1980er Jahren mit in die Heimat. Die Gärten der Colleges, die cottage gardens in der Umgebung, die Wiesen und Felder in der countryside und die repräsentativen Parks der britischen Aristokratie liessen mein Herz höher schlagen. Vor allem aber faszinierte mich die inspirierende Verbindung von gärtnerischer Leidenschaft und intellektueller Neugierde, die ich in Deutschland so nicht erfahren hatte.

AB: Wer arbeitet bei Ihnen zuhause im Garten, wie gross ist er?

SR: Meine Frau und ich arbeiten gemeinsam in dem etwa 600 qm grossen Garten im Berner Oberland, der unser dortiges Haus umgibt. Aber ich habe auch einen kleinen Schrebergarten in Mannheim, einen gut 1000qm umfassenden Hausgarten in Südhessen und die alten Apfelbäume hinter einem Mietshaus in Bern gepflegt.

AB: Sie haben Bücher über historische Themen, u.a. ein umfangreiches Buch über den Beck-Verlag verfasst, in dem ja auch Döllinger veröffentlichte. Wie kam Ihnen die Idee zu diesem Buch?

SR: Das Buch wurde auf Initiative des Verlagslektors Dr. Christoph Selzer geschrieben, der die Gartenkolumne kannte, die ich regelmässig für die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» schreibe, und deshalb ein Gartenbuch mit mir machen wollte. Ich war sofort für den Plan gewonnen.

AB: Was ist Ihr Lieblingskapitel darin?

SR: Das schwankt durchaus: Manchmal begebe ich mich mit Strawinsky nach Dumbarton Oaks oder teile das Brot der Armen: die Kastanien; dann besuche ich die Gärten der Virginia Wolf oder folge den Ratschlägen des „leidenschaftlichen Gärtners“ Rudolf Borchardt.

AB: Die Vereinigung Hortus Dei Olsberg widmet sich der lebendigen Erinnerung an das frühere Zisterzienserinnenkloster Hortus Dei. Wo sind Bezüge zwischen Gärtnern und Religion?

SR: Die Bezüge zwischen Garten und Religion sind in allen Kulturen eng und vielfältig. Mit Blick auf die christliche Tradition ist an den Garten Eden zu erinnern, den Paradiesgarten, aber auch an Gethsemane, den Ort der Gefangennahme Jesu. Im klösterlichen Leben wiederum, das durch Gebet und Gottesdienst klar strukturiert wird, hat die Arbeit im Garten ihren festen Platz. Und die 47. Sure des Koran verspricht den Gerechten ein Leben in einem Garten, in dem Wasser, Milch, Wein und Honig in Strömen fliessen.

AB: Vielen Dank für dieses Gespräch. Wir freuen uns auf das weitere Gespräch mit Ihnen, live am 25. September 2022 um 17.00 in der Stiftskirche in Olsberg!

Musikalisch begleitet wird der Anlass von der Musikgruppe «AMAL», für die pflanzliche Umrahmung sorgt Roger Bretscher (Mutz & Bretscher Gartenbau). Eintritt frei.