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Der letzte Platz

Jesus mahnt: Wenn du zu einem Hochzeitsfest eingeladen bist, strebe nicht nach dem besten Platz. Sondern setze dich ans Tischende. Wenn dich dein Gastgeber dann sieht, wird er dich auf einen besseren Platz setzen. So wirst du schlussendlich vor allen geehrt werden. Denn die Stolzen werden gedemütigt, die Demütigen aber geehrt werden.

(Lk 14,7–11)

Als Grossbritannien der verstorbenen Queen Elisabeth am 19. September das letzte Geleit gab, standen vielen Menschen die Tränen zuvorderst. Ich muss gestehen, mir ging es nicht anders. Elisabeth konnte nicht damit rechnen, einmal Queen zu werden. Was für eine innere Grösse musste sie in ihren jungen Jahren besessen haben, als sie bei Annahme der Königinnenwürde erklärte, sie würde ihr Leben lang, sei es kurz oder lang, immer dem britischen Volk dienen. In ihren letzten Lebensjahrzehnten wurde sie immer mehr zur herzensgütigen und humorvollen Grossmutter der Nation, und die riesige Anteilnahme am Begräbnistag zeigte, dass hier ein Mensch zu Grabe getragen wurde, der echte Demut besessen und gelebt hatte.

Mehr echte Demut täte der heutigen Welt gut. Im Hören aufeinander, im Ringen um die bessere Lösung. Stattdessen sind Lügen, Drohen und Beleidigen die heutigen Mittel zumindest der politischen Auseinandersetzung. So aber sind Kooperation, Autonomie und Selbstsorge (inkl. Selbstversorgung) – die wichtigsten Werte, um aus der von uns selbst verursachten, modernen Krise zu kommen – nicht zu haben. Sondern nur durch ehrliche Selbstreflexion der eigenen Motive und die respektvolle Auseinandersetzung mit dem Anderen. Elisabeth wäre doch da ein gutes Vorbild.

Simon Huber