Header

Hauptnavigation

Der Täufer

«Fürchte dich nicht, Zacharias, dein Gebet ist erhört worden. Deine Frau Elisabeth wird einen Sohn gebären, dem sollt ihr den Namen Johannes geben.»

(Lk 1,13)

Der Priester Zacharias bringt das Dankopfer dar. Und erfährt dabei diese Botschaft, die allerdings seinem Bild von Wirklichkeit widerspricht: Elisabeth ist aus dem Alter, in dem Frauen Kinder bekommen können, heraus. Zacharias gibt das dem Engel zu bedenken – und wird dafür mit Sprachlosigkeit bestraft. 

Und jetzt ist der Knabe da. Aufregung: «Sollte er nicht wie sein Vater heissen»? «Nein», sagt die Mutter, «Johannes sei sein Name». Meint das auch der Vater? Auf ein Täfelchen schreibt er: «Johannes soll er heissen!» Damit aber ist seine Sprachlosigkeit behoben, er kann zu prophetischem Lobgesang ansetzen, aus dem deutlich wird: Der Knabe soll zum Wegbereiter des Messias werden. Somit auf jenen hinweisen, der die Welt auf den Weg der Gnade bringen soll. Johannes als Wort bedeutet «Gott ist gnädig». Selber erfährt er diese zwar nur bedingt, wird schliesslich Opfer einer miesen Intrige. Und doch wird er dem Messias begegnen. Damit stellt er sich nun, bildhaft, an unsere Seite. Johannes in uns, quasi, markiert auch unseren noch unvollendeten Weg der Gnade, an dessen Ende wir den Messias erwarten: Christus in uns, etwa als das Spüren unserer eigenen Wahrheit, die Momente der Erfüllung ermöglicht. Ein Weg allerdings, der wohl nie endet und auch nicht konfliktfrei verläuft. Jener des Johannes endete gewaltsam, mündete damit aber schliesslich in jenen des Messias ein, der seinerseits ebenfalls gewaltsam endete. Und jetzt dennoch weitergeht und zeigt: Das Scheitern ist Teil jeglichen Weges, nötig, damit Neues, Vertrauen und Versöhnung letztlich Gnade werden kann.   

Pfarrer emeritus Niklaus Reinhart