Eingeladen
Der Hausherr wurde zornig und sagte zu seinem Diener: Geh schnell hinaus auf die Strassen und Gassen der Stadt und hol die Armen und die Krüppel, die Blinden und die Lahmen hierher!
Lk 14,21
Im Gleichnis Jesu lädt ein Gastgeber zu einem grossen Festmahl ein. Doch die Abmeldungen häufen sich. Alle Eingeladenen setzen andere Prioritäten. Dem einen ist ein Geschäft wichtiger, andere sind aus privaten Gründen verhindert.
So erfolgt eben eine nochmalige Einladung. Aber diesmal nicht mehr an die High-Society, sondern an Menschen vom Rande der Gesellschaft. Die VIP werden nicht mehr berücksichtigt. Der Gastgeber lädt nicht nur nochmals ein, weil er grosszügig ist. Er ist auch beleidigt.
Die Einladung des Hausherrn – niemand anderes als Gott verbirgt sich hinter dieser Figur des Gleichnisses – gilt auch uns. Immer wieder. Was sind unsere dringlichen Gründe, die Einladung nicht anzunehmen? Vielleicht ist gerade anderes wichtig, vielleicht kommt die Einladung zum falschen Zeitpunkt, vielleicht haben wir schlicht keine Lust. Unsere Gründe mögen alle irgendwie verständlich sein.
Vielleicht aber verstehen wir die Dringlichkeit der Einladung dann am besten, wenn wir nicht gerade in der Hochphase des Lebens sind. Wenn das Geschäft nicht gut läuft, das Privatleben durcheinander ist, wir aus der Überhol- und Erfolgsspur des Lebens geraten sind.
Das ist das Tröstliche des jesuanischen Gleichnisses: Auch wenn wir nichts zu bieten haben, mit leeren Händen, unseren Behinderungen und unserem Scheitern am Fest erscheinen, sind wir willkommen. Genau dann sind wir eingeladen.
Thomas Zellmeyer