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Es begab sich aber…

Bethlehem
Das moderne Bethlehem.

Eine moderne Weihnachtsgeschichte

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die erste und geschah zur Zeit, als Quirinius Statthalter in Syrien war. So gingen auch Maria und Josef von Galiläa, aus der Stadt Nazaret hinauf nach Bethlehem, um Weihnachtseinkäufe zu machen. Und schon im Stau vor Judäa gerieten die beiden ordentlich aneinander wegen Marias positivem Schwangerschaftstest. Was für eine Geschichte Maria da dem Josef aufgetischt hatte! Er war ausser sich, kam sich vor wie ein Esel – ein gehörnter! Es begab sich aber, während sie dort waren, da vollendeten sich die Tage und Maria gebar ihren ersten Sohn, und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in die Krippe, denn an Weihnachten machte sogar der Tankstellenshop um 22.00 Uhr dicht. Und diese Besenkammer von Zimmer in der Herberge zu dem Preis… Da war der Stall direkt ein Palast dagegen, punkto Preis-Leistungs-Verhältnis. 

Und es waren in derselben Gegend Hirten auf dem Felde, die warteten schon die halbe Nacht auf die Engel: Wo sie nur blieben? Sie sollten doch längst singen. Das Stichwort «Hirten auf dem Felde» verhallte ungehört – nichts geschah. Die Engel hatten sich verspätet, weil sie nach dem Weg fragen mussten: Wo ist das Feld? Welches Feld denn? Na, das mit den Hirten! Als sie endlich mit einiger Verspätung auf dem Felde ankamen, waren die Hirten weg. Damit es mit der Geschichte vorwärtsging, hatten sie sich auf den Weg gemacht und genehmigten sich eben die vierte Runde Glühwein im Sternen in Bethlehem. 

Da leuchteten die himmlischen Heerscharen verdutzt und der grosse Engel wartete auf Regieanweisungen. Die Schafe trollten sich nun auch. Was sollten sie hier noch? Die heiligen drei Könige hatten derweilen Probleme an der Grenze wegen der Einfuhr von Waren, die sie meinten, nicht deklarieren zu müssen. Man bezichtigte sie der Steuerflucht. Maria vergass im allgemeinen Durcheinander die Worte, welche sie in ihrem Herzen hätte bewegen sollen. Ob es wohl jemand merken würde? Der Ochse war in Wirklichkeit eine gewöhnliche Kuh. Sie war aber gerne Kuh und wollte daran nichts ändern. Der Friede auf Erden hielt sich auch in dieser Nacht eher zurück. Josef versuchte in seiner Verlegenheit, eine Flasche Champagner aufzutreiben, um die Sache irgendwie zu retten. Das Publikum begann nun, an der Kasse sein Geld zurückzuverlangen. Augustus war entsetzt und drohte mit einer Klage, wenn sein Name nicht augenblicklich aus dem Stück gestrichen würde. Das Ganze wurde eine rechte Pleite und diese Geschichte ist überhaupt keine schöne Weihnachtsgeschichte.

Christus kam trotzdem.

 Luzius Müller, ev.-ref. Pfarrer, Basel