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Geschwisterliche Eintracht

«Schau, wie gut, wie schön! Brüder und Schwestern halten zusammen!» (Psalm 133,1) Es gibt zwei Momente im Leben meiner Kinder, die mich an den Kanon für zwei Stimmen «Hinne ma tov uma naim» erinnern. Sie erfreuen mich sehr und ich wünsche mir, dass sie andauern – nicht nur, weil sie sich von den Eifersuchtsszenen im Stil von Kain und Abel wohltuend unterscheiden. Der eine Moment ist das glückselige Glucksen, das sie manchmal von sich geben, wenn sie miteinander spielen. Es ist ein frohes, dankbares Lachen, mit dem sie kaum aufhören können. Das Gelächter kullert aus ihnen heraus und mit dem letzten Quäntchen Luft entweicht ein glückliches und erhörtes «Nochmals».

Der andere Moment besteht im gemeinsamen Singen endloser Ohrwürmer. So geschehen nach dem Aarauer Maienzug mit dem Stadtsong. Beim Gehen oder im Veloanhänger sitzend, singen sie immer wieder die Melodie samt Text, der vor allem bei unserer Jüngeren Worte und Wendungen enthält, die nicht ganz dem eigentlichen Text entsprechen, was die beiden freilich nicht kümmert. Wenn sie sicher auch durch Passanten, die sich sichtlich über den zarten Kindersopran freuen, zum Weitersingen und zum Anheben der Lautstärke angespornt werden, so bin ich mir auch sicher, dass sie beim Zusammenklingen ihrer Stimmen, ein Höchstmass an Verbundenheit spüren und deswegen kaum aufhören wollen: Die beiden Stimmen, die denselben Text – zumindest der Intention nach – und dieselbe Melodie im selben Tempo und Rhythmus singen, geben ihnen das Gefühl von Verbundenheit, Nähe, Einigkeit und Harmonie, oder anders gesagt, von geschwisterlicher Eintracht.

Lenz Kirchhofer