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Gibt es einen Fussballgott?

Fussballgott

Frage: Wenn ich für einen Sieg der Schweizer Fussballer bete, und die Menschen im Land des Gegners für einen Sieg ihrer Mannschaft, wie entscheidet sich Gott?

Ganz einfach: Gott schenkt derjenigen Mannschaft den Sieg, die mehr Tore schiesst 🙂

Gott ist kein Wunscherfüllungsautomat, bei dem man per Gebet einen Sieg bestellen kann. Er ist auch nicht der himmlische Schiedsrichter, der im Gebetswettkampf der Fussballfans den intensiver betenden Anhängern den Sieg zuspricht. Gott ist auch nicht der zwölfte Mann auf dem Platz, der die Füsse des Spielers, die Flugbahn des Balles oder die Augen des Schiedsrichters lenkt, um damit das Spielgeschehen zu bestimmen (und selbst die «Hand Gottes» an der Fussball-Weltmeisterschaft 1986 gehörte Diego Maradona). Der Sieg im Fussball entsteht nicht durch Gottes Eingreifen, den müssen die Menschen unter sich ausmachen.

Wie übrigens so vieles andere auch: Denn auch dort, wo es nicht um Sport, sondern um den Ernst des Lebens geht, gleicht das Gebet nicht einer Bestellung im Versandhaus. 

Gott schenkt den Menschen Freiheit – das heisst aber auch, dass sie lernen müssen, mit ihrem Leben selber fertig zu werden. Doch warum beten wir dann überhaupt? 

Im Gebet pflegen wir das Zwiegespräch mit Gott. Wir sprechen mit ihm über das, was uns wichtig ist. Wenn wir um den Sieg im Fussball beten – fühlen wir uns ein bisschen unsicher, ob wir Gott mit einer solchen Nebensache behelligen sollen? Wenn uns nun aber die Fussball-Weltmeisterschaft wichtig ist – sollen wir sie dann ausgerechnet im Gespräch mit Gott verschämt verschweigen?

Antwortet Gott auf unser Gebet? Vielleicht schenkt er uns die Einsicht, dass ein Gebet um den Sieg eine egoistische Einstellung wäre, weil dies unweigerlich auch ein Gebet um die Niederlage des anderen wäre. Wenn uns Fussball wichtig ist, sollten wir Gott nicht um einen Sieg, sondern um ein faires Spiel bitten. Um sportliches Verhalten, um aufmerksame Schiedsrichter, um Bewahrung vor Verletzungen, um schön anzusehende Tore und um fröhliche Siegesfeiern. In dieses Gebet können alle mit einstimmen, auch diejenigen, die als zweite Sieger vom Platz gehen.

Pfarrer Dr. Adrian Suter
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