Glückseligkeit
Kürzlich war ich für ein paar Tage in die Ferien gefahren. Nach Roggenburg in die Neumühle. Ein Ort, direkt an der Grenze zu Frankreich, Das alte Zollhaus steht auf Baselbieter Boden, das Hotel auf jurassischem und jenseits des Flüsschens Lucelle, das neben der Neumühle plätschert, weitet sich Frankreich.
Im Hühnerstatll des Hotels lebt ein Hahn, ausgestattet mit Galloschen, zusammen mit seiner Henne. Vier Kätzchen mit ihrer Mutter tollen sich im Garten, alles friedlich nebeneinander. Weniger friedlich waren zwei Kinder, die sich am Ort aufhielten und «spielten». Sie jagten Huhn und Henne übers ganze Gelände, ein aufgeregtes Gackern und Flattern waren die Begleiterscheinungen. Als wir bei der Wirtin intervenierten, schritt die Mutter etwas halbherzig ein.
Doch ruhe kehrte nicht ein.
Von diesem Moment an erhob sich ein Klageschrei des Hahns, der alle dreissig Sekunden bis eine Minute eine Wiederholung fand. Schnell wurde mir klar, dass dem Hahn etwas fehlte: die Henne. Wo war sie nur geblieben. Ich suchte sie in allen Ecken und Räumen, bis ich sie in einem Verschlag unter einem Stapel Paletten, sich ganz an die Wand drückend vorfand. Vorsichtig zog ich sie hervor und brachte sie zurück in den Stall. Sofort flatterte sie zu ihrem Gockel, sie begrüssten sich freudig und waren innert Kürze wieder ein Herz und eine Seele.
So stelle ich mir echte Glückseligkeit vor.
Franz Osswald