Gottes Schöpfung ist gut
Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast: denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen.
(Weish 11,24)
Ein Blick in die Welt kann uns verzweifeln lassen. Hass und Gewalt scheinen das Leben auf der Erde zu bestimmen. Menschen handeln oft voller Bosheit und Grausamkeit. Wir leben wahrhaftig nicht in der besten aller möglichen Welten!
Dem setzt das Buch der Weisheit eine unerschütterliche Hoffnung entgegen. Gottes Schöpfung ist gut, Gott liebt alles, was ist. Die Logik des Weisheitstextes ist dabei erstaunlich einfach: Hätte Gott etwas gehasst, hätte er es gar nicht erst geschaffen. Das heisst auch, dass nichts sein Gut-Sein aus sich selber hat, sondern alleine aus dem liebevollen Schöpferwillen Gottes.
So viel Schöpfungsoptimismus provoziert Widerspruch: Wie ist denn all das offensichtlich Ungute in dieser Welt zu erklären? Wird hier nicht mit einem allzu heiteren «Gott hat uns alle lieb» das Böse völlig verniedlicht? Vielleicht gibt die Erwartung eines endzeitlichen Gottesgerichtes dazu eine Antwort. Gottes gute Schöpfung ist noch gar nicht an ihrem Ziel angelangt. Noch wartet sie auf ihre Vollendung. Noch ist das Gericht über das Böse in jedem Menschen ausstehend.
Von den Worten des Weisheitsbuches aus fällt aber ein trostvoller Blick auf dieses «mit Angst und Zittern» erwartete Gericht. Uns allen gilt die Verheissung: Gott gibt nichts und niemanden verloren, weil er alles liebt, was er geschaffen hat.
Pfarrer Thomas Zellmeyer