Internationaler Altkatholiken – Kongress in Bonn
Fürs Leben – ein Tag voller Begegnung, Austausch und Gespräch
Unter dem Motto «Fürs Leben» fand in Bonn vom 1. bis 4. September der Internationale Altkatholiken-Kongress statt. Vor allem aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz reisten die Teilnehmenden an, aber auch aus anderen Ländern Europas. Gemeinsame Gottesdienste, Workshops, Vorträge, Gespräche, aber auch eine Schifffahrt am Samstagabend auf dem Rhein bildeten den Rahmen des Treffens. Die folgende Bilderstrecke möchte einen Rückblick auf den Kongress geben. Und an dieser Stelle danken wir den Organisatoren des Katholischen Bistums der Alt-Katholischen Kirche Deutschlands herzlich für die ausgezeichnete Organisation.
Ohne Kongresserfahrung machte ich mich auf den Weg nach Bonn. Was mich da erwarten wird – davon hatte ich wenig Ahnung und Vorstellung. Alles begann mit einem herzlichen Empfang im ehemaligen Bundestagsgebäude zu Bonn, dem heutigen World Conference Center Bonn (WCCB), wo uns die Flaggen zum Kongress erwarteten.
Gleich nach der Registrierung galt es sich für die Workshops am Freitag und Samstag einzutragen, die mit vielfältigen Themen rund ums grosse Thema «Fürs Leben» viele interessante Gespräche und Inputs versprachen. Die Auswahl reichte von «Begegnungen fürs Leben – Biblische Texte auf dem ganzheitlichen Weg erfahren» über «Beschwingt beten – Körpergebet und Tanz», «Trauma und Seelsorge» bis zu einem geführten Spaziergang über den Bonner Alten Friedhof, um nur einige zu nennen. Mit dem reichen Angebot an Workshops konnte der grossen Anzahl der Teilnehmenden (307 Personen) Rechnung getragen werden. Leider war die Anzahl der Teilnehmenden aus der Schweiz mit 22 Personen eher bescheiden.
Nach dem Einzug in den grossen Plenarsaal wurden die Teilnehmenden von der Generalvikarin Anja Goller herzlich willkommen geheissen. Sie verlas eine kurze Grussbotschaft von Bischof Dr. Matthias Ring, der aus gesundheitlichen Gründen nicht am Kongress teilnehmen konnte. Anstelle von weiteren Grussbotschaften machten Ruth Nientied und Dekan Ulf-Martin Schmidt Interviews mit den Bischöfen Dr. Dirk Jan Schoon und unserm Bischof Dr. Harald Rein, später mit Kirchenvertretern der Römisch-katholischen und Evangelisch-lutherischen Kirche. Diese Gespräche waren sehr kurzweilig und bereichernd.

Im weiteren Verlauf des Nachmittags konnten wir dem Vortrag von Prof. Dr. Andreas Krebs lauschen. Einleitend beleuchtete er den heissen Sommer, der nach bloss vier Jahren erneut ein Jahrhundertsommer wurde und die Rheinschifffahrt zum Erliegen brachte. Nicht nur Politik und Technik müssen zu diesen klimatischen Veränderungen Stellung nehmen, auch die Kirche. Unser Leben wird häufig von einer Logik der Trennung beherrscht. Wir befinden uns im Wettbewerb. Gelingt es mir, zu gewinnen und dich zu beherrschen, werde ich besser dran sein und du schlechter. Es ist die Logik der Trennung, die im Verhältnis zwischen Mensch und Mensch wie auch im Verhältnis zwischen Mensch und Natur heute an Grenzen stösst.
Eine andere Logik ist die Logik der Verbundenheit. Folge ich der Logik der Verbundenheit, ist es mir nicht egal, wie es dir geht. Denn wer ich bin, hängt davon ab, wer du bist. Die Welt ist Teil von mir, so wie ich Teil der Welt bin. Was der Welt geschieht, geschieht auch mir. Hinter der Logik der Trennung und der Logik der Verbundenheit stehen nicht nur zwei unterschiedliche Arten der Ethik, sondern zwei ganz unterschiedliche Weisen zu sein – doch beide haben ihre Berechtigung. Er erläutert dies am Beispiel der Luft, der wir unser Leben verdanken. Er glaubt, dass die Kirche die Chance und Aufgabe hat, sich für die Verbundenheit stark zu machen, damit die Schöpfung bewahrt werden kann. Nach dem Buffet-Nachtessen erwartete die Kongressteilnehmenden ein lokaler Leckerbissen. Die «Kölsche-Stäänefleejer», eine Köllner Karnevals-Tanzgruppe, deren Kaplan der Kölner-Pfarrer Jürgen Wenge ist, bereicherten mit Ihrer Aufführung den Abend.
Nach der Morgenandacht in der Kapelle des Döllinger-Hauses, die im Wechsel auf Niederländisch, Englisch und Deutsch gehalten wurde, machte ich mich wieder auf den Weg zum WCCB um am Eingangsreferat und den nachfolgenden Workshops teilzunehmen. Begrüsst wurden die Teilnehmenden von Kindern aus dem Altkatholischen Kindergarten, die uns zwei Lieder vortrugen. Selbst während der Grussbotschaft von Katja Dörner, Bonns Oberbürgermeisterin, waren die «Knöpfe» mucksmäuschenstill.
Während der Mahlzeiten konnten Kontakte und interessante Gespräche mit Teilnehmenden aus allen beteiligten Staaten geführt werden. Dabei traf man nicht selten auf Menschen, die sich für die Altkatholische Kirche interessieren, ihr jedoch noch nicht beigetreten sind. Ich traf auch etliche Personen, die ich aus früheren Zeiten wie internationalen Lagern kannte.

Der Samstag war ein spezieller Tag. Am Morgen nach der Andacht in der Name-Jesu-Kirche im Zentrum von Bonn probten wir Schweizer Volkslieder für eine Darbietung am Abend auf dem Schiff. Anschliessend, mit Schirm und Regenschutz bewaffnet folgte unsere Gruppe Prof. Angela Berlis zum alten Friedhof von Bonn. Hier liegen Urväter und Bischöfe der Altkatholischen Kirche Deutschlands begraben.
Am frühen Nachmittag versammelten sich die Kongressteilnehmerinnen und Kongressteilnehmer zur gemeinsamen Eucharistiefeier in der Name-Jesu-Kirche. Zum Gottesdienst kamen auch die Teilnehmenden des Jugendkongresses hinzu, der gleichzeitig getagt hatte, und bereicherten die Feier mit erfrischendem Gesang.
Von hier aus pilgerten wir alle zur Schiffanlegestelle, um in gemütlicher Runde das gemeinsame Abendessen und Programm zu geniessen, das als Tanzparty an der Schifflände endete.
Mein Fazit von meiner ersten Teilnahme am internationalen Altkatholiken-Kongress: Mir hat der ganze Anlass sehr gefallen und ich werde sicher wieder an einem nächsten Kongress teilnehmen.
An dieser Stelle möchte ich es jedoch auch nicht unterlassen Bischof Dr. Matthias Ring weiterhin gute Genesung zu wünschen und dem OK des Kongresses für die Organisation zu danken.



Barbara Blättler