Jetzt ruhig bleiben
Zwischenmenschliche Krisen, Probleme am Arbeitsplatz, der Tod eines Menschen, die Angst vor einer Krankheit können die Zukunft als aussichtslos erscheinen lassen. Es kann Situationen geben, in denen das oberste Gebot ist, die Nerven nicht zu verlieren. Ein Schüler der Stiftsschule Engelberg mag uns dazu eine Lektion geben. An einem Wintersporttag liess sich eine Gruppe Schüler verlocken, die markierte Piste zu verlassen und über einen Neuschneehang ins Tal zu fahren. Plötzlich löste sich eine Lawine und riss die Schüler mit. Die meisten konnten sich selber wieder aus dem Schnee befreien. Einer blieb zwei Meter unter den Schneemassen begraben. Fast eineinhalb Stunden später spürte ihn der Lawinenhund auf. Er wurde ausgegraben – und lebte noch!
Später erzählte der Schüler, wie er beim Warnruf eines Kameraden trotz blitzartigem Versuch, die Skier nicht von den Füssen lösen konnte und wie er vergeblich versucht habe, durch «Rudern» an der Oberfläche zu bleiben. Er habe gespürt, dass die Lawine nach einem kurzen Stillstand sich erneut in Bewegung setzte und über einen kleinen Felskopf hinuntergerollt, schliesslich zum Stillstand gekommen sei. Es wäre für ihn unmöglich gewesen zu erraten, in welcher Körperlage er im Schnee steckte. Der Schüler fügte dann etwas bei, das mich tief beeindruckte: «Jetzt ruhig bleiben – die holen dich schon heraus!» Diese Ruhe und Selbstbeherrschung und dieses Vertrauen, so war das einmütige Urteil der Fachleute, haben dem 19-jährigen das Leben gerettet.
Niklas Raggenbass