Keine Kirche ohne Kinder
«Lasst die Kinder zu mir kommen und hindert sie nicht daran, denn sie gehören zu Gottes Reich.»
(Mk 10,14)
Ich höre sie schon fauchen, die gestrengen Drachen und ernsten Wichtigtuer/innen: Pschschschscht, jetzt!!! Gut, ich habe auch schon dergleichen von mir gegeben, wenn meine Kinder im Gottesdienst sich nicht so benommen haben, wie ich meinte, dass sie es sollten. Kinder stellen zum Beispiel Fragen im Gottesdienst wie «Warum bekommen wir diese Brötchen nicht?» Sie strecken ihre Hände nach der Patene aus, was die Pfarrerin zu einem waghalsigen, wenig andächtigen Ausweichmanöver bewegt.
Ja, aber warum eigentlich – Sagte Jesus nicht einst: Lasst die Kinder zu mir kommen? Logisch: Erstkommunion. Kind muss erst begreifen, worum es geht. Ein vergraultes «Pschschschscht» hilft betreffend Verständnis des Abendmahls aber leider auch nicht wirklich weiter. Mich freut es, dass meine Kinder nach dem Brot lechzen, also flüstere ich ihnen im Gottesdienst, während des Abendmahls etwas Erklärung zu – natürlich auch damit die Patene nicht am Boden landet und alles ruhig bleibt.
Manchmal frage ich mich aber dennoch, ob unser Glaube so klein ist, dass wir nicht darauf vertrauen, dass sich Gottes Geist durch Taufe, Abendmahl und alle Zeit hindurch selbst entfaltet und jeden noch so Unverständigen in die Liebe Gottes führt. Muss man sich, gerade als Kind, wirklich erst «anständig» benehmen und Dinge verstehen können, die zu verstehen ja manche sogenannten Erwachsenen auch nur vorgeben zu verstehen, bevor Gott einen in den Arm nimmt?
Nein, sage ich und nochmals, nein. Lieber Kinder im Gottesdienst, die Fragen stellen, den Kasper machen, dem Pfarrer fast die Hostien aus der Hand reissen oder vor lauter Stille und Andacht gar wohlig im Schoss der Kirche schlummern, als gar keine.
Lenz Kirchhofer