Mit Vertrauen voran
Die Delegierten der 1. Session der christkatholischen Nationalsynode,
die am 14. Juni 1875 in Olten tagte, hätten ihre Freude gehabt, wenn sie an der 158. Session in Bern dabei gewesen wären. Manche Themen hören sich ähnlich an wie vor 150 Jahren. Die Strukturen unserer Kirche wurden damals mehr von unten nach oben als von oben nach unten aufgebaut; Grundlangen, die sich bis heute bewähren.
Von Niklas Raggenbass
Nur schon, wenn man den Brief mit der Einladung zur Synodesession öffnet, erinnert man sich an die letzten Sessionen. Da sind Menschen, die man oft nur an der Nationalsynode trifft; manche werden zu Freunden und man freut sich darauf, sie wieder zu sehen. Da sind Themen, von denen man schon weiss, oder auf die man gespannt sein darf. Da ist das festliche Abendessen, das neugierig macht. Da ist der Eröffnungsgottesdienst, von dem ich schon hörte, er sei das Schönste, was die Nationalsynode bietet, denn man sieht sonst nirgends so viele Geistliche, die mitwirken. Da ist die Traktandenliste, bei der manch einer denkt: «Oje, wie wollen wir das alles in so kurzer Zeit nur abarbeiten!»
Anreise aus allen Teilen der Schweiz
Allein die Anreise ist ein Erlebnis. Ich steige im Bahnhof Bern aus und überlege, ob ich zu Fuss oder mit dem Tram zur Kirche St. Peter und Paul gehen soll. Schon treffe ich andere Synodeteilnehmende: «Komm, wir gehen zu Fuss! On y va: Mit Vertrauen voran!» Es hat etwas Sympathisches, wenn Tee, Kaffee, Wasser und Gipfeli von Beginn an und in den Pausen in der Kirche bereitstehen. Bald sind weit über hundert Delegierte, Geistliche und weitere Interessierte miteinander eifrig am Plaudern, andere haben ihre Aktentasche geöffnet und bereiten noch etwas vor. Eine hörbar gute Stimmung. Man hat den Eindruck, dies alles sei schon Teil des Gottesdienstes, mit dem die Session ihren Anfang nimmt.
Synode als gemeinsamer Weg
Bischof Frank Bangerter heisst nicht nur Gäste aus anderen Religionen und Konfessionen und aus der Politik willkommen, sondern es ist ihm ein Anliegen, auch Platz für persönliche Gespräche zu haben. Zu Beginn des Gottesdienstes meint er: «Dies ist mein erster Synodegottesdienst als euer geweihter Bischof. Wir werden während dieser beiden Tage vieles hören, sehen und lesen; wir werden das Wort ergreifen, debattieren und unsere demokratischen Regeln spielen lassen. Doch das ist noch nicht alles. Die Synode ist, wie es das Wort sagt, unser ‹gemeinsamer Weg›. Wir kommen alle aus unseren Kirchgemeinden zusammen, so schön oder schwierig dort manches auch sein mag. Wir versammeln uns und sind die Kirche Jesu Christi in der Gegenwart des Heiligen Geistes – dies erst macht die Synode zur Synode. Sie ist damit selbst eine gottesdienstliche Versammlung – im Vertrauen voran!»
Eröffnung der Session: Die Zukunft hat schon begonnen
Anschliessend an den feierlichen Eröffnungsgottesdienst bleibt die Versammlung zunächst in der Kirche, wo Synodepräsident Pfr. Nassouh Toutoungi die Session offiziell vom Ambo aus eröffnet. In seiner Rede macht er deutlich, dass wir vieles, was wir für unsere Zukunft angedacht haben, jetzt konkretisieren und angehen müssen: Die Zukunft hat schon begonnen! Wir sind alle eingeladen, über den Tellerrand der einzelnen Kirchgemeinden hinauszublicken und uns gegenseitig Mut zu machen, denn unsere Visionen zur Zukunft sollen nicht im Sand stecken bleiben. So ernst und nachdenklich hatte ich Nassouh Toutoungi noch nie erlebt.
Der Synodepräsident lässt auch einige Gäste zu Wort kommen, die teils sehr persönliche und humorvolle Grussbotschaften an die Synode richten. Die grosse Zahl der Gäste macht deutlich, dass die christkatholische Kirche – so klein sie ist – konstruktive und freundschaftliche Verbindungen aufbauen konnte, die weit über das Kirchliche hinausgehen und auch Gebiete wie Politik, Wirtschaft, Schule, Wissenschaft, Soziologie oder Tourismus betreffen.
Bischöfliches «Regierungsprogramm»
Der bischöfliche Bericht von Frank Bangerter, den er noch am Vormittag an die Synode richtet, hört sich an wie ein Regierungsprogramm. Auch im weiteren Verlauf der Session nimmt er mehrfach darauf Bezug. Wie in unserer Kirche Entscheidungen zustande kommen, kürzt er ab mit «B&S»: Nur gemeinsam können Bischof und Synodalrat Gegenwart und Zukunft des Bistums gestalten: «Ich spüre: Es geht ein Ruck durch unsere Kirche. Diesen müssen wir aufnehmen und weitertragen, weil in ihm deutlich wird: Kirche lebt von Bewegung. Kirche lebt davon, dass wir uns von Christus rufen und senden lassen. Kirche lebt davon, dass wir einander zuhören, einander Raum geben und einander stärken.»
Verhandlungen im Berner Rathaus
Der Tagungsort der Nationalsynode ist noch nicht einmal ein Steinwurf weit von St. Peter und Paul entfernt: das Berner Rathaus, wo jeweils auch die Sitzungen des Stadt- und des Kantonsparlaments stattfinden. Während der beiden Sessionstage wird hier so manches, was für unser Bistum wichtig ist, klar und deutlich besprochen, Meinungen werden abgewogen und auch Entscheidungen gefällt. Dies kann in bester Atmosphäre geschehen, weil die gastgebende Kirchgemeinde Bern alles hervorragend vorbereitet und begleitet, weil der Präsident der Synode, Pfr. Nassouh Toutoungi, diskret, charmant aber deutlich die einzelnen Abschnitte moderiert, weil die Referierenden ihre Präsentationen gut vorbereitet haben, weil Bischof und Synodalrat, die in der Vorbereitung wirkende Generalsekretärin des Bistums Erika Schranz, Prn. Sarah Boehm und viele weitere Helfende eine gewaltige Arbeit geleistet haben und dabei unaufdringlich immer präsent und unterstützend da sind.
Herzlichen Dank für diese gelungene Synodesession!
=> Gesamterneuerungswahlen (PDF)
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Die 159. Session der
Nationalsynode findet am 29./30. Mai 2026 im Tessin statt.