Petrus und Paulus
«Fürchte dich nicht, von jetzt an wirst du Menschen fangen.» (Lk 5, 10)
«Als Paulus sich Damaskus näherte, umstrahlte ihn plötzlich ein Licht vom Himmel, und eine Stimme sagte zu ihm: Saul, warum verfolgst du mich?» (Apg. 9, 3,4)
Fischer sind früh am Tag an Land gekommen. Gefangen haben sie nichts. Jesus kommt dazu, heisst sie, die Netze nochmals auszuwerfen. Wo man doch weiss, dass Fische am Tag nicht anbeissen. Aber siehe, jetzt sind die Netze übervoll, Simon Petrus, einer der Fischer, fällt Jesus verwirrt zu Füssen, wird aber von ihm aufgerichtet: Fürchte dich nicht … Und Simon lässt sein Boot liegen, folgt Jesus. Wohin? Weg von Frau und Kindern? Offenbar weiss er, was er zu tun hat.
Paulus ist ein Pharisäer, ein Intellektueller, ein Verteidiger des Judentums gegen vermeintliche Abweichler. So unternimmt er grössere Reisen, um junge christliche Gemeinden «zur Ordnung zu weisen». Und dabei hört er in Damaskus diese Stimme vom Himmel herab, die sein Leben grundlegend verändert.
Ein Fischer und ein Schriftgelehrter. Petrus in der Jüngergruppe, in ständiger Tuchfühlung mit Jesus, dennoch ein Mensch geblieben, mit Stärken und Schwächen. So hat er in der Stunde der Gefahr Jesus verleugnet und war dann doch wieder der Erstzeuge der Auferstehung. Und er hat missionarisch gewirkt, bis nach Rom, wo er den Märtyrertod erlitt.
Paulus hat Jesus wohl eher nicht gekannt. Seine Berufung erfolgte mit der Vision in Damaskus. Verbunden mit dem Auftrag, auch in Heidengebieten zu wirken. In Griechenland und der heutigen Türkei. Durch intellektuelle Argumentation wohl mehrheitlich. Auch er erlitt schliesslich in Rom den Märtyrertod.
Wie vermittelt man den Glauben? Durch menschliche Nähe, eher wie Petrus, oder durch überzeugende Argumente, wie Paulus? Worauf würden wir selbst eher ansprechen? Es geht wohl keines ohne das andere. «Paulus» zeigt einen geistigen Zusammenhang auf, «Petrus» fragt: Wozu regt mich der Zusammenhang an, was bedeutet er für mich? Daher kurz: Petrus und Paulus, ein und derselbe kirchliche Festtag.
Niklaus Reinhart