Der Geist Gottes führt und begleitet über Grenzen – Ilya Kaplan in Bern zum Priester geweiht
Die Priesterweihe von Ilya Kaplan wurde am 27. September in Bern durch Bischof Frank feierlich gespendet. «I did it my way» antwortete Organist Walter Dolak auf die Predigt. Fast der ganze christkatholische Klerus der Schweiz gab dem jungen Mann in der Stille ihre Segensworte mit auf den Weg. Viele Kolleginnen und Kollegen der Universitätszeit und aus der Ökumene feierten mit einer grossen Gemeinde in Peter und Paul – im Gottesdienst und beim festlichen Apéro.
Von Christoph Knoch
Sichtlich bewegt stellte Beatrice Amrhein, die Berner Kirchgemeinderatspräsidentin, den Kandidaten vor und fuhr fort: «Gerne würden wir Dich bei uns behalten. Unsere besten Wünsche begleiten Dich an Deinen neuen Wirkungsort Olten. Wir hoffen, dass der Austausch mit Dir auch in Zukunft weitergehen kann.» Die enge Verbindung des Kandidaten zu Universität und Ökumene wurde hör- und sichtbar, indem Nancy Rahn die erste Lesung vorgetragen hat und neben Domherr Ruedi Heim weitere Geistliche zwischen dem christkatholischen Klerus im Chor der Kirche platziert waren.
Pfarrer Christoph Schuler, der ihn im Vikariat begleitet hatte, und Synodalrätin Barbara Gassmann empfahlen, dem Diakon die Priesterweihe zu spenden. Als Zeremoniar sorgte Pfarrer Thomas Zellmeyer für den würdigen Ablauf. Der Chor unter Leitung von Helene Ringgenberg, das grosse Team der Ministrantinnen und Ministranten, Diakon Patrick Zillig und Lektorin Ursula Giger trugen zur festlich-frohen und doch immer ernsten Feier bei.
Zwischen Engeln und Heiligen
«Wir feiern heute am Vorabend des Festes des Erzengels Michael und alle Engel, und gestern haben wir der Heiligen Kosmas und Damian gedacht. Was für ein Umfeld für eine Priesterweihe!» ordnete Bischof Frank den Festtag ein. Die Ansprache richtete sich sehr persönlich an den Ordinanden: «Dein Lebensweg, lieber Ilya, ist nicht nur deine persönliche Geschichte, sondern auch eine Geschichte von Kirche, wie sie sein soll: offen, gastfreundlich, weit, verwurzelt im Evangelium und zugleich voller Bereitschaft, Neues zu empfangen.» Das Priestersein sei und bleibe herausfordernd, gleichzeitig erfüllend und heilend – im Blick auf die beiden Ärzte Kosmas und Damian. Die Gemeinde rief der Bischof auf: «Darum wollen wir heute mit dem Propheten Jesaja jubeln, mit dem Evangelisten Johannes beten, mit Kosmas und Damian hoffen und mit Michael und den Engeln Gott loben.»
«I did it my way»
Das Orgelzwischenspiel nach der Predigt wies auf den langen und besonderen Weg des Kandidaten hin, der ihn von Kasachstan und der orthodoxen Kirche über die Dissertation an der Berner Universität zum Kirchendienst als Vikar und Diakon bis zur Priesterweihe geführt hat.
Ein wichtiger Übergang
Mit der Stola des Diakons ist Ilya eingezogen, er gab sie zurück und wurde vom Bischof, Diakon und Zeremoniar in das priesterliche Gewand mit der entsprechenden Stola gekleidet.
Dazu notiert er: «Meine Priesterweihe bedeutet für mich eine grosse Verantwortung. Darüber hinaus – und das ist mir das Wichtigste – wird deutlich, worauf die Priesterweihe symbolisch verweist: nämlich auf das Bekenntnis. Diese Verantwortung spüre ich jetzt: Zeugnis für Christus zu geben. Nicht mehr nur so wie bisher (denn in gewisser Weise war ich es schon als Christ), sondern nun in einer neuen, für andere klar sichtbaren Weise – als geistlicher Begleiter einer Gemeinschaft von Mitzeug*innen Christi in dieser Welt.»
Ihm ist die Verwurzelung in der frühchristlichen Tradition immer wichtiger geworden so verweist er in seinen Gedanken zur Priesterweihe auf die «Traditio Apostolica», einem frühchristlichen Dokument, das auf das Christus-Zeugnis während der Zeit der Verfolgungen ausführlich Bezug nimmt. Die Frage «Eins werden mit Christus» hat er in seiner Dissertation im Dialog mit den Werken der Kirchenväter Irenäus von Lyon und Gregor von Nyssa diskutiert.
Eingebettet in die Gemeinschaft
Mucksmäuschenstill war es in der Berner Kirche, weit weg war der Lärm der Stadt, als die anwesenden Priesterinnen und Priester Ilya nacheinander die Hände auflegten und ihm einen stillen Segenswunsch mit auf den Weg gaben und ihn so für alle sichtbar in ihre Gemeinschaft nahmen. Die Verbundenheit mit der Gemeinde wurde wenig später beim Friedensgruss und beim fröhlichen Apéro-Austausch sicht- und spürbar.
Die Priesterweihe von Ilya Kaplan können Sie sich auch auf Youtube ansehen. Vielen Dank an Christoph Knoch für diesen filmischen Beitrag.