So authentisch
Diese Ferien bin ich unterwegs, und wie! Weiter weg als bis nach Irland habe ich es noch nie geschafft, aber diesen Sommer entdecke ich Grönland. In Siorapaluk, der nördlichsten Siedlung der Welt, leben noch 40 Inuit, vor allem vom Fischfang und von der Jagd. Ich geniesse die Mitternachtssonne und den Ausblick auf Meer, kleine Eisberge, Gletscher, fast kahle Berge.
Ich treffe einen Japaner, der sich vor 50 Jahren hier niedergelassen hat. Er erzählt von Problemen, welche die Klimaveränderung mit sich bringt. Seit den 90er-Jahren müsse man bis im Dezember warten, bis sich genug Meereis gebildet hat, um mit dem Schlitten auf dem Fjord unterwegs sein zu können. Jedes Jahr verlassen Leute den Ort, um weiter südlich Arbeit zu suchen. Tatsächlich, viele Häuser in der Siedlung sind am Verfallen. Im Hintergrund hört man Kinder lachen und kreischen. Im 50 Kilometer südlich davon gelegenen Dorf Qaanaaq kann man übernachten. …
Unglaublich, was man im Internet alles entdecken kann: Mit Google Street View in der Siedlung herumspazieren, mit Youtube-Videos Ausflüge mit Hundeschlitten oder Kanu miterleben, Einheimischen zuhören… Ich frage mich, wieviel authentischer die Eindrücke sind, wenn man mit Kreuzfahrtschiffen auf einer „arktischen Expedition“ Land und Leute heimsucht.
Und jetzt gehe ich im Wald spazieren, ganz authentisch; ein bisschen reale Bewegung tut gut.
Franziska Hälg-Steffen