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Die St. Galler Erklärung – Ein Zeichen für gelebten Dialog

St. Galler Erklärung
St. Galler Erklärung

Die St. Galler Erklärung wird 20 Jahre alt

Vor zwanzig Jahren, im Jahr 2005, wurde auf dem St. Galler Klosterplatz ein Dokument unterzeichnet, das bis heute nichts an Relevanz verloren hat: die St. Galler Erklärung für das interreligiöse Zusammenleben. Was damals mit der ersten Interreligiösen Dialog- und Aktionswoche (ida) begann, hat sich seither zu einem festen Bestandteil des gesellschaftlichen Miteinanders im Kanton St. Gallen entwickelt. Die Erklärung steht für Respekt, Offenheit und das friedliche Zusammenleben von Menschen verschiedener Religionen und Weltanschauungen.

Am 19. September 2025 wurde dieses Jubiläum mit einem feierlichen Anlass im Pfalzkeller St. Gallen gewürdigt. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Religionen und Zivilgesellschaft kamen zusammen, um Rückblick zu halten, aber auch die Zukunft des interreligiösen Dialogs zu thematisieren. Bundesrat Beat Jans betonte in seiner Ansprache die Bedeutung des Dialogs in einer Zeit, in der Polarisierung, religiöse Spannungen und gesellschaftliche Unsicherheiten zunehmen. Religionen, so Jans, seien Orte der Zugehörigkeit – aber auch gefordert, Brücken zu bauen und Ausgrenzung entgegenzuwirken.

Die St. Galler Erklärung verpflichtet ihre Unterzeichnenden seit 2005 zur gegenseitigen Achtung, zum Schutz der Religionsfreiheit und zur Zusammenarbeit über Glaubensgrenzen hinweg. Sie wendet sich bewusst gegen Fanatismus, Diskriminierung und Radikalisierung – und macht sich stark für eine offene Gesellschaft, in der Differenz als Bereicherung verstanden wird. Dass sie bis heute Bestand hat, ist nicht selbstverständlich. Vielmehr zeigt sie, dass echter Dialog Zeit, Vertrauen und Begegnung braucht. Die jährliche ida-Woche, interreligiöse Feiern wie zum Eidgenössischen Bettag oder Übersetzungen der Erklärung in viele Sprachen machen deutlich: Diese Werte werden gelebt – nicht nur proklamiert.

Das 20-Jahr-Jubiläum war deshalb nicht nur eine Feier, sondern ein starkes Signal: Der interreligiöse Dialog bleibt zentral für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Er beginnt im Kleinen – im Gespräch mit dem Nachbarn, im Austausch in Schulen, Gemeinden oder an Festen. Und er wirkt im Grossen, wenn Religionen gemeinsam Verantwortung übernehmen für das Gemeinwohl.

Die St. Galler Erklärung ist heute aktueller denn je. Sie erinnert daran, dass Frieden nicht durch Gleichmacherei entsteht, sondern durch Respekt gegenüber dem Anderen. Gerade in einer pluralen Gesellschaft ist es entscheidend, Differenzen auszuhalten und Gemeinsamkeiten zu finden. Die Religionen im Kanton St. Gallen zeigen mit ihrem Engagement, dass Verständigung möglich ist – auch in einer Welt, die oft von Trennung geprägt scheint.

St. Galler Erklärung als PDF