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«Supermegavollkrass–Gott»

Manchmal üben die Kinder den Komparativ und den Superlativ. Ungefähr so: «Ich bin älter als Du.» «Ja, und Mama ist noch älter, und Papa ist der Älteste.» Dann folgen weitere Vergleiche. Alter, Stärke, Geschwindigkeit, wer am meisten Essen mag und Vieles mehr wird da gesteigert und verglichen.

Oft steigern sie sich so rein, dass eines der Kinder irgendwann klar macht, dass es noch den Allerältesten, und Allerstärksten, Allerschnellsten gibt, der nicht mehr zu übertreffen ist. Es hebt den Zeigefinger, blickt das Geschwister scharf an und verkündet: «Und Gott ist der Allerälteste, tausendachthundertmillionenmilliarden Jahre alt.» Das andere quittiert: «Ja, genau.» Ich: «Hm, na ja.» Dominik wirft dazwischen: «Gott ist der Älteste und gleichzeitig der Jüngste, er kann sein, wer er will.»

«Ach,» denke ich dahinschmelzend, «mein Sohn: Ja Gott ist das Alpha und das Omega – wie begabt.» Aber etwas stimmt da doch nicht ganz, und ich korrigiere: «Eigentlich hat Gott gar kein Alter, denn er ist ja ewig und jenseits und gar nicht Teil der Schöpfung – also Jesus ausgenommen – und deswegen kann man Gott eigentlich gar nicht vermessen.» Aber wen interessiert’s.

Schon verlautet Dominik voller Faszination: «Und Gott kann alle Menschen töten, wenn er will, weil er ist der Grösste und der Stärkste.» Mir geht die Kinnlade runter während ich in Gedanken nach dem verantwortlichen Kindergartengschpänli und dessen Eltern forste. Aber Dominik schiebt nach: «Er hat doch eine Überschwemmung gemacht.» Meine Kinnlade bleibt unten und ich erinnere mich: Kinderbibel in Bildern, zweites Kapitel, trotz pädagogisch verklausuliertem Titel «Der Regenbogen», eindeutig Noah und die tödliche Sintflut, von mir selbst vorgelesen, irgendwann diesen Frühling.

Lenz Kirchhofer