Geschichte

Allschwil im Kulturkampf 1870 – 1880

Kurz nach Ende des ersten Vatikanischen Konzils lehnte die Gemeindeversammlung von Allschwil die neuen Dogmen über die Unfehlbarkeit und der Jurisdiktionsprimat des Papstes ab. In der Folge entstanden in Allschwil zwei verschieden Katholische Kirchgemeinden.

Allschwil im Kulturkampf 1870 – 1880

Kurz nach Ende des ersten Vatikanischen Konzils lehnte die Gemeindeversammlung von Allschwil die neuen Dogmen über die Unfehlbarkeit und der Jurisdiktionsprimat des Papstes ab. In der Folge entstanden in Allschwil zwei verschieden Katholische Kirchgemeinden.

Seit der Kantonsgründung bestand in Allschwil eine radikalliberale Mehrheit.

1867 verwaiste das Pfarramt Allschwil. Nach langer Suche wählte die Gemeinde 1868 Leonz Wildi, obwohl seine konservative Einstellung und seine mangelhafte Schulbildung bekannt waren.

Am 8. Dezember 1869 eröffnete Papst Pius IX. das 1. Vatikanische Konzil, das bis zum 20. Oktober 1870 dauert. In diesem Konzil werden die Dogmen über die Unfehlbarkeit und das Jurisdiktionsprimat des Papstes verabschiedet.

Im Jahre 1871 hat der Landrat des Kantons Basel-Landschaft ein Gesetz verabschiedet, welches die Wahl der Pfarrer, auch der katholischen, im Birseck durch die Gemeinde vorschrieb. 1872 gedachte die Kantonsregierung, mit diesem Instrument der Volkswahl der Pfarrer die römisch-katholischen Pfarrer durch christkatholische zu ersetzen. In der reformierten Kirche war die Volkswahl der Pfarrer seit der Kantonsgründung bereits gegeben. Auf der katholischen Seite war sie bisher vom Bischof verhindert worden.

Bereits am 29. Dezember 1872 lehnte eine Mehrheit der stimmberechtigten Einwohner an der Gemeindeversammlung die neuen Dogmen des Ersten Vatikanums ab, wodurch sich der Allschwiler Verein freisinniger Katholiken berechtigt fühlte, offizielle Gemeindevertreter an die nationalen Kongresse dieses Vereins zu entsenden, bei der Gründung der Christkatholischen Kirche mitzuwirken und in der Nationalsynode dieser Kirche Einsitz zu nehmen.

Lokal wurde dieses Vorgehen durch die Gemeindeversammlung vom 25. April 1875 legitimiert, indem beschlossen wurde, «dass die Gemeinde Allschwil die Christkatholische Kirchenverfassung vom 14. Juni und 21. September 1874 zu Bern und Olten annehme».

Am 6. Januar 1876 ersuchten 36 Mitglieder des christkatholischen Ortsvereins unterschriftlich den Gemeinderat, in der Pfarrkirche Gottesdienst zu feiern. Das Gesuch wurde genehmigt. Daraufhin hat der christkatholische Pfarrer Dr. Watterich aus Basel mehrmals christkatholische Gottesdienste gehalten.

Original Protokoll der Allschwiler Gemeindeversammlung vom 29. Dezember 1892

Original Protokoll der Allschwiler Gemeindeversammlung vom 29. Dezember 1892

All das hat die konservativen Allschwiler nicht zu entschlossenem Handeln bewegen können. Widerstand regte sich erst nach der Abwahl von Pfr. Wildi am 21. Januar 1877 durch die Gemeindeversammlung. In der Folge strebten die Römischkatholiken eine Abspaltung von der Gemeinde an, da sie an Pfr. Wildi festhalten wollten.

Obwohl mehrere Abstimmungen und die Abwahl von Pfarrer Wildi gezeigt hatten, dass Allschwil mehrheitlich christkatholisch geworden war, beteiligten sich die Römischkatholiken an der Pfarrwahl vom 8. April 1877 und wählten Pfr. Schmid, der bis dahin in Mumpf gewirkt hatte. Nun erst wurden die Römischkatholischen richtig aktiv und wandten sich an den Regierungsrat mit einer ‹Verpflichtung› in der sie sich von der altkatholischen Kirchgemeinde abzutrennen und einen eigenen Pfarrer zu bestimmen wünschten.

Regierungsrat Bussinger musste der Spaltung zustimmen, weil das Recht zur freien Religionsausübung 1874 in der Bundesverfassung verankert worden war.

Auf Anordnung der Regierung konnten 1878 alle Steuerpflichtigen per Unterschrift beim Gemeindepräsidenten ihre Konfessionszugehörigkeit deklarieren. Wenn sie nicht einer vom Kanton anerkannten Kirchgemeinde angehörten, wurden sie von der Kultussteuer befreit.

In Allschwil war seit der Pfarrwahl im April 1877 die christkatholische Kirche die vom Kanton anerkannte Kirche. Die aus ihr ausgetretenen Römischkatholiken hätten weiterhin die Dorfkirche für ihre Gottesdienst nutzen können, zogen es jedoch vor, eine Notkirche zu bauen. Erst nachdem sich die Römischkatholiken als Kooperation konstituiert hatten, konnte das Kirchenvermögen aufgeteilt werden.

Barbara Blättler
Quelle: Kulturkampf im Birseck 1870-1880 von Theo Heimgartner