Karsamstag

Sie gingen also zum Grab, versiegelten den Stein am Eingang gemeinsam mit der Wache und liessen diese beim Grab zurück. Mt 27, 66

Die Priester erbaten von Pilatus die Erlaubnis, das Grab versiegeln und eine römische Wache davor stellen zu dürfen. Sie wollten verhüten, dass Jesu Freunde den Toten entführen und dann behaupten könnten, er wäre auferstanden.

Der Tag darauf jedoch war der Sabbat. Der Ruhetag. Die Leute sind mit ihrem Schock allein und müssen versuchen, diesen zu verarbeiten. Und erst nach einer weiteren dunklen Nacht tastet sich sachte neues Licht hervor. Da stellt sich schon die Frage: Was sollte diese Verzögerung? In dieser Zeit litten die Frauen unnötigerweise. Eine mögliche Antwort: Die Subito-Version wäre nicht wirklich das Abbild menschlichen Schicksals gewesen. Wir müssen dabei allerdings von den Tagefristen Abschied nehmen. Statt Tagen könnten Monate, Jahre stehen. Eine seelische Erschütterung lässt sich nicht auf die Schnelle überstehen. Sie bricht aus – ein Karfreitagserlebnis – und geht nicht gleich wieder.

Da sind auch Wachen da, die das Überlebte festhalten möchten. Die Veränderung muss sich daher ihren Weg bahnen, meist unangenehm, allein oder mit Hilfe, bis Neues und Lebensfähiges aufzuleuchten beginnt. Und dann ist der Moment, wo die zweite Nacht anbricht, an deren Morgen die Wachen erschlaffen und das Grab entsiegelt wird. Und dann ist Ostern. Zaghaft zuerst, aber hoffentlich auch immer breiter. Die Frauen zuerst, die Jünger dann auch einmal, begreifen: Er lebt. Es lebt dort, wo Verwüstung war. Wir haben eine neue Chance zu leben.

Frohe Ostern, Ihnen allen.

Niklaus Reinhart