Jesus Christus, der wahre Gott, rettet uns
28. Januar 2025
Predigt von Pfarrrer Lenz Kirchhofer über Mk 6, 45-52
Die Geschichte von Jesus, der nachts im Sturm über das Wasser wandelt, passt in unsere Zeit. Der Evangelist Markus berichtet, wie Jesus seinen Jüngern am frühen Morgen zu Hilfe eilt. Sie sind während einer ganzen Nacht in einem Boot auf dem See gefahren. Ein Sturm tobt und sie haben Mühe, durch den Wind zu rudern.
Blicken wir auf die weltweite Kirche, so hat sie mit vielen Widerständen und Problemen zu kämpfen, die von aussen und innen an sie herangetragen werden.
Blicken wir auf die Welt, ist die Not gross. Konflikte und Kriege quälen uns. Mächtige Politiker machen uns Angst und fahren Konfrontationskurse, anstatt Völker zu verbinden.
Von allen persönlichen Nöten jedes einzelnen Menschen durch Krankheit zum Beispiel habe ich da noch gar nicht gesprochen.
Blicken wir auf uns, so erscheint uns unser Mühen für das Gute manchmal sinnlos. Wir stehen den Megatrends unserer Zeit ohnmächtig gegenüber. Es sieht so aus, als würden sie uns so hin und her werfen, wie es die Winde und Wellen eines finsteren Sturmes auf See mit einer Nussschale machen.
Ob als Christinnen und Christen oder als Weltenbürgerinnen und –bürger, wir erscheinen mir als Jünger im Sturm, die darauf angewiesen sind, dass Gott eingreift und die Stürme unseres Lebens stoppt. Die Hoffnung auf ein solches Wirken Gottes gehört wohl zum Kern des christlichen Glaubens.
Wenn wir Gott als Retter im Sturm wahrnehmen können oder könnten, dann wächst unsere Gewissheit, dass Gott wirklich Gott ist in Jesus Christus, dass unser Glaube Sinn macht und die Verheissungen aus der Bibel und der Tradition wahr sind. Diese Gewissheit möchte der Evangelist Markus stärken, indem er erzählt, wie Jesus im Sturm über das Wasser wandelte. Sie berichtet vordergründig, dass Jesus seinen Jüngern sein übernatürliches Wesen offenbart. Dies geschieht durch das Wunder, dass Jesus über das Wasser gehen kann, und dadurch, dass er den Sturm stoppt und die Jünger rettet.
Dass sich diese Geschichte in der tiefen Nacht vor dem Morgengrauen abspielt, hat dabei eine tiefere Bedeutung. Die Nacht steht für die Finsternis, die uns Menschen umgibt, unsere Bedrängnis und unsere Angst. Sie steht auch für unsere Zweifel an Gott und den Umstand, dass wir ihn manchmal nicht erkennen. Die Nacht, die Zeit vor dem Morgen, ist im übertragenen Sinn aber auch die Zeit der Hilfe Gottes. Es ist die Zeit, in der Gott den Menschen in der Not nahe ist und rettend in das Geschehen eingreift. Er wird dann spürbar und offenbar. Gerade das verdeutlicht der Evangelist Markus in der Erzählung von Jesus, der bei Nacht und Sturm über das Wasser geht.
Wir erwarten doch meistens gerade dann, wenn es schwierig wird, dass Gott uns aus dem Sturm rettet und sich zeigt. Wir rufen doch meistens dann zu ihm und bitten ihn um Hilfe, wenn wir nicht weiter wissen.
Wir hören dabei vielleicht die Anklage der Kritiker, die fragen: Wo ist denn Gott überhaupt, die Not ist doch gross und warum macht er nichts?
Wir hören dabei vielleicht auch die Moralapostel, die beanstanden: Du sollst Gott für das Gute danken, ihn andauernd loben und preisen, und nicht nur dann beten, wenn die Not gross ist.
Das Markusevangelium aber sagt uns immer wieder neu: Gott sieht deine Not; er kommt dir zu Hilfe; er rettet dich; selbst, wenn du immer noch nicht begriffen hast, dass er wahrhaft Gott ist und Wunder vollbringt. Denn in der Geschichte hatten auch die Jünger Jesus noch nicht vollkommen als Gott erkannt, so wie wir heute manchmal auch Mühe haben, Gott zu erkennen. Gott ist Gott, er rettet uns aus unserer finsteren Not, das ist die Botschaft des Evangeliums nach Markus am 3. Sonntag nach Epiphanie. Amen.