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fabel-haft

Libelle Komprimiert

Autor: Lydia Herzog

Ein Schmetterling, ein Käfer und ein Frosch fielen in ein Milchfass. Der Schmetterling sagte: «Wir werden schon rauskommen. Warten wir einfach, bis jemand hilft.» Er schwamm herum, bis er ertrank. Der Käfer sagte: «Man kann nichts machen» und ging unter. Der Frosch sagte: «Ich strample, man kann nie wissen!» Und er strampelte, bis er etwas Festes unter den Füßen spürte. Er hatte aus der Milch Butter gestrampelt und sprang hinaus. Mit dieser Fabel wünsche ich uns Kraft zum Strampeln, wenn uns das Wasser bzw. die Milch bis zum Hals steht. Es ist nicht allein unsere Leistung, aber es hängt auch von uns ab, ob wir nach einer schwierigen Zeit festen Boden unter den Füßen haben. Das Schwein jammerte bei der Kuh: «Die Menschen sprechen nur über deine Freundlichkeit. Zugegeben: du gibst Milch. Doch von mir haben sie Fleisch. Und doch hat mich niemand gern. Für alle bin ich bloss das Schwein. Warum?» Die Kuh dachte nach: «Vielleicht, weil ich gebe, während ich noch lebe.» Ich wünsche uns die Bereitschaft, großzügig zu sein, loszulassen, anderen Freude zu machen. Ein Blutegel und eine Libellenlarve lebten in einem Tümpel. Die Libellenlarve sagte: «Ich habe Sehnsucht nach oben. Ich sah an der Wasseroberfläche unseres Teiches einen hellen Schein.» Der Blutegel lachte: «0 du Träumerin, du meinst, über dem Tümpel gibt es noch was?! Dieser Tümpel ist die Welt und ausserhalb dessen ist nichts!» Die Libellenlarve schob sich aus dem Wasser heraus. Flügel wuchsen ihr, Sonnenlicht umspielte sie und sie schwebte schimmernd über den Tümpel davon. Ich wünsche uns Mut zum Träumen, wenn wir die Lebensziele aus den Augen verlieren. Lassen wir uns durch Blutegelmenschen nicht daran hindern, über den Tümpel hinauszuschauen und in unserem Leben Neues und Gutes zu entdecken.