Geweihte Nacht, geweihte Menschen
Wir gehen auf Weihnachten zu. Diese «Weihe-Nacht» ist die heilige, die besondere, die gesegnete, die Gott gewidmete Nacht. Die Nacht, in der Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist.
Menschen wurden in den letzten Monaten in der christkatholischen Kirche ebenfalls geweiht – und zwar ungewöhnlich viele: Herausragend war natürlich die Weihe von Frank Bangerter zum achten Bischof der Christkatholischen Kirche der Schweiz am 14. September in der Kirche St. Peter und Paul in Bern. Einige Luzerner Gemeindeglieder nahmen an diesem feierlichen Weihegottesdienst teil. Die internationale und ökumenische Vernetzung der christkatholischen Kirche kam im Weihegottesdienst schön zum Ausdruck: die altkatholischen Bischöfe und die Bischöfin aus den Kirchen der Utrechter Union, dann Bischöfe aus den Schwesterkirchen von England, den Philippinen und Schweden, sie alle legten Frank Bangerter die Hände auf. Die Zeremonie sei «sehr katholisch» gewesen, meinte hinterher eine reformierte Pfarrerin, die zu Gast war. Ja genau, bei solchen Anlässen zeigt die christkatholische Kirche gern, dass sie das «katholisch» aus Überzeugung im Namen trägt.
Menschen zu weihen ist eine der zentralen Aufgaben des neuen Bischofs. Weihen ins kirchliche Amt gibt es in der Regel nicht so oft. Doch wegen der zehnmonatigen Vakanz im bischöflichen Amt, standen jetzt in kurzer Zeit gleich drei Weihen an: Am 26. Oktober wurde Stephan Feldhaus in Obermumpf zum Priester geweiht; am 9. November empfing Hannah Audebert in Hellikon die Weihe zur Diakonin; und ebenfalls zum Diakon geweiht wurde am 20. November Ilya Kaplan in Bern.
Wenn die Weihe-Nacht die heilige, die besondere, die gesegnete, die Gott gewidmete Nacht ist, wie steht es dann mit den geweihten Menschen? Es widerstrebt christkatholischem Glauben, diese Menschen als heiliger oder gesegneter als andere anzusehen. Ich verstehe es daher so: Der geweihte Mensch ist nicht heiliger als jeder andere, aber sein Dienst ist heilig. Nicht der geweihte Mensch ist besonders, sondern seine Aufgabe. Gesegnet ist er wie jeder Mensch, aber zentral für geweihte Menschen ist, dass sie den Segen Gottes spenden, den Mitmenschen bringen sollen. Im Zentrum steht nicht die «Amtsgnade», die Frauen und Männer bei der Weihe empfangen, sondern die Aufgaben, die sie damit übernehmen. Und wenn ich selbst seit 25 Jahren Priester bin, sehe ich mich nicht als der, der die Eucharistie feiern kann, sondern als denjenigen, der sie feiern soll. Das geweihte Amt ist kein Vorrecht, sondern eine Aufgabe – eine, der ich mich, und der sich hoffentlich auch die Neugeweihten, sehr gerne widmen.
Pfr. Adrian Suter