Header

Langmut als Frucht des Heiligen Geistes

Geduld (Patientia) Pacientia (titel Op Object), RP P OB 10.853

Im Alten Testament nennt der Prophet Jesaja sechs Gaben des Heiligen Geistes, im Neuen Testament schreibt der Apostel Paulus von den neun Früchten des Heiligen Geistes. Im Galaterbrief lesen wir in Kapitel 5, Verse 22 und 23: «Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit.»

Doch Früchte des Geistes kommen nicht handlich verpackt in praktischen Dosen, die man bei Bedarf öffnen kann. Der Geist pflanzt den Samen, die Früchte müssen sich entfalten und reifen. Vielleicht zählt Paulus gerade deshalb die Langmut zu den Früchten des Heiligen Geistes. Langmut ist einerseits Nachsicht: Der Langmütige weiss, dass die Welt und der Mitmensch nicht perfekt sind, dass es gut und wichtig ist, Fehler zu ertragen und eine zweite Chance zu geben. Langmut ist andererseits Geduld, oder wörtlich der Mut zur Länge: Wer langmütig ist, lässt der Veränderung Zeit und ist bei einem Rückschlag nicht gleich entmutigt. Wer die Gabe der Langmut hat, beherrscht die Kunst, die Entwicklung zum Guten und den Fortschritt zu sehen, auch wenn der Fortschritt klein und unscheinbar ist.

Wenn die Pfingstgeschichte den Heiligen Geist im Sturm und in den Flammen erkennt, so weiss Paulus auch um die andere Seite: Der Geist braucht Zeit und Geduld, damit seine Frucht aufgeht und wächst. Langmut ist selbst eine Frucht des Heiligen Geistes. Und Langmut ist nötig, damit sich alle Früchte des Heiligen Geistes entwickeln können.

Ich wünsche Ihnen den Mut, die Früchte des Heiligen Geistes in sich und in anderen reifen zu lassen.

Adrian Suter

Dies ist eine leicht geänderte Fassung meines Telebibel-Beitrags vom 22. Mai 2021. Hier können Sie den Beitrag von damals anhören.