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Der Bilderzyklus von Steivan Liun Könz

Bei der Innenrenovation der Christuskirche Luzern 1972-74 wurde der Altarraum neu gestaltet. Der unterengadiner Zeichner, Maler und Sgraffito-Künstler Steivan Liun Könz wurde beauftragt, die Stirnseite und die Apsis mit einem Bilderzyklus auszumalen.

Christkatholische Kirchgemeinde Luzern

Hölle und Verderben

Die linke Seite zeigt die Hölle, in der die Menschen in Verirrung leben. Gewalt und Zerstörung zeigen sich im modernen, städtische Leben, aber auch in FabeIwesen: Todbringende Waffen und aus dem Ruder laufende Technik, ein riesiger Vogelmensch und gefährliche Drachen bedrohen den Menschen. Die Sexualität wird schamlos dargestellt, manche Häuser stehen in Brand – und zwischen alledem ein einsamer Mensch vor dem Fernseher, in einem Ei abgekapselt von der Welt. Die Menschen im Wasser können ein Hinweis darauf sein, dass es auch ausserhalb des christlichen Glaubens Bemühungen gibt, von der Hölle ins Paradies zu gelangen.

Die Christusbarke

Das Schiff auf dem Meer ist die Kirche, die unterwegs ist: Jesus Christus steht als Steuermann im Zentrum. Hinter ihm stehen die dunklen Gestalten von Adam und Eva, Repräsentanten der Menschheit, in Schuld gefallen und doch von Christus angenommen. Lamm und Löwe sind Christussymbole: das Lamm stellt die Schwachheit des Gekreuzigten und sein Opfer dar, der Löwe aus Juda symbolisiert Christus als Sieger. Der Mast ist das Kreuz Christi, das weisse Segel Zeichen seiner Auferstehung: Es ist gebläht, das Schiff fährt zum Paradies.

Christus hat auf der Brust eine Tätowierung, die auf das letzte Abendmahl, sein Leiden und seine Kreuzigung hinweist, aber auch auf seine Auferweckung durch Gott.

Paradies und Harmonie

Das Paradies wird als ländliche Idylle dargestellt, in der Menschen und Tiere friedlich zusammenleben. Inmitten der üppigen Natur sind auch Adam und Eva in Harmonie vereint. Statt Raketen fliegen hier Vögel und Engel durch die Lüfte. Hier hat sich auch der Künstler Steivan Könz selbst verewigt: Er ist der Mensch, der mit dem kleinen Segelschiff spielt. Für den Mann, der ein Bild zeichnet, diente der Architekt Max Kopp, der die Renovation der Christuskirche durchführte, als Modell. Nachdem die Schlange den Menschen verführt hatte, vom verbotenen Baum zu essen, musste sie zur Strafe auf dem Bauch kriechen (Gen 3,14). Jetzt, im wiedererlangten Paradies, hat sie wieder Beine.

Die Stirnwand

Oben in der Mitte stellen drei ineinander verschlungene Kreise die göttliche Dreieinigkeit dar. Links und rechts davon sehen wir Stier, Mensch, Löwe und Adler, die Symbole der vier Evangelisten. In der mittleren Reihe sind die vier apokalyptischen Reiter dargestellt (Offb. 6,1-8): der glanzvolle Held mit Pfeil und Bogen auf dem weissen Pferd, der kriegerische Reiter mit dem Schwert auf dem roten Pferd, der Reiter der Not und des Mangels, symbolisiert durch die Waage, auf dem schwarzen Pferd, und schliesslich der Tod mit der Sense, der auf einem fahlen Pferd reitet.