Bereits am 26. Januar 1870 erschien im «Luzerner Tagblatt» ein kritischer Artikel des Münchner Theologen und Professors Ignaz von Döllinger unter dem Titel: «Döllinger über die päpstliche Unfehlbarkeit».
Die Exkommunizierung im Jahre 1871 von Strafhauspfarrer Johann Egli, auch unter dem Namen «Hans Gradaus» bekannt, der sich geweigert hatte, die neuen vatikanischen Dogmen von der Kanzel zu verkünden, war neben Döllingers Artikel die zweite Initialzündung, die zur Gründung der christkatholischen Kirchgemeinde Luzern führte.
Am 31. März 1871 versammelten sich 500 liberale «fortschrittlich-katholische Männer» im Schützenhaus und fassten eine Resolution gegen die Papstdekrete des ersten Vatikanischen Konzils. Noch hofften die Unterzeichner, dass die gefassten Konzilsbeschlüsse rückgängig gemacht würden.
Es war damals viel von einer Notkirche, Übergangskirche oder Brückenkirche die Rede. Erst 1883 gelang die Gründung einer christkatholischen Genossenschaft. Die ersten Gottesdienste fanden in der evangelisch-reformierten Matthäuskirche statt. Schon neun Jahre später, nach einer nur zweijährigen Planungs- und Bauzeit, konnte die Christuskirche vom ersten Christkatholischen Bischof, Eduard Herzog eingeweiht werden.
Die christkatholische Kirchgemeinde erstreckt sich über den ganzen Kanton Luzern. Sie betreut auch die Diasporagebiete der Kantone Zug, Ob- und Nidwalden, Uri und Schwyz. Als dritte und kleinste der anerkannten Landeskirchen ist die christkatholische Kirche den Gegenströmungen ebenfalls ausgesetzt, wie die anderen Konfessionen. Und dennoch, wir betrachten die zahlenmässige Kleinheit unserer Kirche als reale Chance. Die Kontakte und der Gemeindegeist in unserer Kirchgemeinde sind sehr eng und lebhaft.
Zugegeben, es ist noch viel zu tun. Stillstand würde Rückschritt bedeuten. Die notwendige kirchliche Erneuerung ist kein leichter Weg, aber in vollem Gange. Wir sind der Oekumene stark verpflichtet und bemühen uns, mit den andern Konfessionen unseren christlichen Auftrag und die soziale Verantwortung wahrzunehmen.