Macht Gott auch Ferien?

Frage: Macht Gott eigentlich auch Ferien?

Es gibt einen Witz, da wollen Vater, Sohn und Heiliger Geist in die Ferien fahren. Es fällt ihnen aber schwer, sich auf ein Reiseziel zu einigen. In Nordkorea seien sie nicht willkommen, meint der Vater. Jerusalem passt dem Sohn nicht – da sei es ihm schon einmal ganz übel ergangen. Erst, als jemand Rom vorschlägt, sagt der Heilige Geist erfreut: «Gute Idee, da war ich noch nie!»

Auch abgesehen von der Pointe hat die Vorstellung, dass Gott in die Ferien fährt, etwas Skurril-Witziges. Ferien sind ein zutiefst menschliches Konzept. Die Idee, auch Gott könnte in die Ferien fahren, verrät ein Gottesverständnis, das sich ganz stark an menschliche Vorstellungen anlehnt. Fachleute nennen ein solches Gottesbild «anthropomorph» – menschengestaltig.

Trotzdem steckt mehr hinter der Frage nach Gottes Ferien: In der Schöpfungsgeschichte wird erzählt, nach sechs Tagen Arbeit habe Gott am siebten Tag geruht. Die Ruhe, die Erholung, die Auszeit vom Gewohnten, das alles ist für die Bibel in Gottes Ruhen am siebten Schöpfungstag begründet: Der Mensch, wie einst Gott, soll am siebten Tag ruhen. 

Dabei hat das Sabbatgebot ein ausgeprägt soziales Anliegen: Der Mensch soll nicht nur selbst ruhen, sondern auch denjenigen, die für ihn arbeiten, Ruhe gewähren – Menschen und Nutztiere. Jedes siebte Jahr ist ein Sabbatjahr, in einer Zeit der Brache soll dann auch dem Ackerboden Ruhe gewährt werden, und nach siebenmal sieben Jahren, im Erlassjahr, sollen die Schulden erlassen und das verkaufte Erbland dem ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben werden. Die Sabbatruhe hat so das gleiche Ziel wie unsere Ferien: Erholung und Regeneration.

Aber macht Gott selbst wirklich Ferien? «Er, der dich behütet, schläft nicht», singt der Psalmist. Die Gottesruhe am siebten Tag bedeutet nicht, dass Gott auf einer einsamen Insel Ferien macht und Mensch und Welt ihrem Schicksal überlässt. Die Ruhe Gottes hat nicht die Gottesferne zur Folge. Vielmehr können wir, wenn wir uns nach Gottes Vorbild Ruhe vom geschäftigen Alltag gönnen, gerade dann Gott nahe sein.

Pfarrer Dr. Adrian Suter