3. «Rebstock», links

Sie kennen sicher das Gleichnis von den Arbeitern im Rebberg des Herrn, die – egal, wie lange sie gearbeitet haben – alle den gleichen Lohn erhalten haben: nämlich das, was sie zum Leben brauchten. Ein kraftvolles Gleichnis!


In diesem Jahr habe ich diese Kraft selbst erlebt: an unserer Rebe, die in Nachbars Garten wächst, aber alle Stockwerke beider Häuser erreicht. Unser Haus steht links, wir wohnen im 3. Stock. Der Saft quoll im Frühling so stark aus einzelnen Trieben, dass wir alte Konservendosen darunter anbringen mussten.

Wir hätten, würden wir alle Trauben herbsten, ein paar Flaschen Wein zum Geniessen (Südlage!). Unser Lohn ist aber anderer Natur. Die Rebe umfasst unseren obersten Balkon wie bei einer gemütlichen
Pergola. Sie gewährt uns damit Sichtschutz zu den Nachbarn, aber vor allem eines: ein im heissen Sommer schattiges und kühl(er)es Plätzchen, an dem wir die Abende gemeinsam verbringen können. Lohn genug!

Franz Osswald