Cabo da Roca ou Nazaré?

Zwischen Winter und Frühling, kurz nach Ostern, warum nicht an den westlichen Rand Europas reisen, ein Ort wo ich noch nie war? Ich lebe in Neuchâtel, wo die portugiesischstämmige Bevölkerung die grösste Gemeinschaft ausländischer Herkunft bildet. Und dennoch weiss ich nichts über Portugal. Ausser vielleicht einige Wörter: «obrigado» (danke), «bacalhau» (Kabeljau) oder «vinho verde» (grüner Wein), und natürlich Ronaldo, Sporting, Benfica und Porto. Auf geht´s zu einer Woche voller Neuigkeiten in Lissabon. Einer Stadt, von der viele Karavellen die Segel gesetzt haben, um an die Enden der Welt zu gelangen. Um neue Handelswege nach Afrika, Asien und Amerika zu eröffnen oder im Nordatlantik wundersame Fischgründe zu entdecken. Die Leute, die steilen Viertel, die Paläste und Kirchen, die römischen und maurischen Ruinen zeugen von einer stürmischen, reichen und zeitweise tragischen Vergangenheit.

Die Augen der Bewohnerinnen und Bewohnern Lissabons strahlen Wärme und Gastfreundschaft aus. Das Zusammenleben geht ans Herz. Eine Melodie wird laut. Gefühle. Fado. Wo liegt der Rand? Cabo da Roca, der westlichste Punkt des europäischen Festlandes? Nazaré, mit seiner riesigen Welle? Eine Gewissheit: der Ruf des Ozeans. Nein, ein Rand, von dem man ins Nichts fällt, gibt es dort nicht. Ja, die Erde ist wirklich rund, und vor den Gewürzen des Orients kommen New York und der Pazifik. Lassen wir uns also von den Frauen und Männern inspirieren, die es gewagt haben, den Horizont zu überschreiten.

Franz Peter Murbach