Die kleinen Freuden

Während ich diese Randbemerkung schreibe, herrscht eine Temperatur um die 36 Grad Celsius. Hoffentlich ist das Wetter wieder angenehmer, wenn Sie das Heft lesen. Im Moment je-doch wird geschwitzt, geklagt und die Nerven liegen bei vielen blank: Auf der Strasse wird ständig gehupt und entnervt gestikuliert, die Trams müssen häufig mit Klingeln unkonzentrierte Fussgänger und Autofahrer warnen. Die Hitze wirkt sich stark auf die Befindlichkeit aus.

Früher war ich auch ausserhalb der Sommerhitze eher ungeduldig, schnell nervös und sehr talentiert im Sich-Sorgen-Machen… Manchmal ist halt einfach zu viel«los» oder die Situation misslich, ohne dass man daran etwas ändern könnte. Was mir immer hilft, sind kleine Auszeiten in der Natur. Die müssen nicht in einer atemberaubenden Umgebung stattfinden. Ein Spaziergang ins nächste Dorf, ein kurzer Marsch zum Zürichsee reicht. Dabei schaue ichbewusst hin, was am Wegrand wächst, nehme Farben wahr, freue mich an den Sonnenkringeln im Wasser und am Klatschen der Wellen. Beim Gehen und Staunen über die kleinen Wunder kommt etwas in Fluss und die Gedanken ordnen sich. Dabei geht es nicht darum, Ungereimtes auszublenden und zu vergessen, sondern um eine neue Perspektive und andere Gewichtung.

Als Christen verstehen wir die Umwelt auch als Schöpfung. Bewusst hinzusehen, zu staunen und sich zu freuen, macht dankbar.

Franziska Hälg-Steffen