Kirchen protestieren gegen Streichung von Religionssendungen

Sparmassnahmen bei SRF

SRF-Studio Basel im Meret-Oppen- heim-Haus. Bild: Wladyslaw Sojka/ www.sojka.photo

SRF hat angekündigt, drei Religionssendungen aus Spargründen zu streichen. Die Kirchen nehmen dies nicht so einfach hin. Für die beliebten Radiosendungen steigen sie auf die Barrikaden.

Im Sommer 2021 stellt SRF unter anderem die Radiosendungen «Zwischenhalt», «Blickpunkt Religion» und «Morgengeschichten» ein. Das hat SRF-Direktorin Nathalie Wappler an einer Medienkonferenz mitgeteilt. Wappler bedauert dies, aber die rückläufigen Werbeeinnahmen liessen SRF keine andere Wahl. Zudem wolle man den digitalen Bereich stärken, um ein jüngeres Publikum anzusprechen.

Die Streichungen kommen bei den Kirchen nicht gut an. «Wir verfolgen diese Entwicklung mit grosser Sorge», erklärt Lukas Kundert, Präsident der reformierten Kirche Basel-Stadt. Als «Standortkirche» der Redaktion Religion, die ihren Sitz im Meret-Oppenheim-Haus in Basel hat, sieht sich die Basler Kirche besonders zur Kritik herausgefordert.

Service public gefährdet
Für Kundert sind drei Gründe ausschlaggebend: Die SRF-Sendungen würden wie kaum andere auf hohem Niveau Themen rund um Religion vertiefen. «Sie sind so etwas wie die letzte Bastion der Religion in der Medienlandschaft.» Zwar habe das Angebot von Wissensinhalten bei SRF zugenommen, attestiert Lukas Kundert, aber das betreffe nur die Naturwissenschaften. Geisteswissenschaften wie die Theologie hätten da keinen Platz.

Der Basler sieht den Service public gefährdet: «Wenn SRF die Religionsangebote aus dem Programm streicht, wird der Sender dem öffentlichen Auftrag nicht mehr gerecht.» Religionssendungen seien gerade heute in einer Zeit der Verschwörungstheorien und des religiösen Extremismus wichtig. Kundert: «Die Gesellschaft hat einen erhöhten Bedarf, sich vertieft, sachlich und präzise über Kirchen und Religionen zu informieren.» Für ein Service-public-Unternehmen sollte das Grund genug sein, eine Sendung wie «Blickpunkt Religion» im Programm zu behalten oder zumindest Perspektiven aufzuzeigen, wie SRF Inhalte über Religion künftig transportiert.

«Glaubens- und Sinnfragen sind für viele wichtig.»

Mit ihrer Kritik steht die reformierte Kirche nicht alleine. Auch die katholische Seite sieht durch die ersatzlose Streichung den Service public bedroht. Renata Asal-Steger, Präsidentin der Katholischen Zentralkommission der Schweiz, erklärt gegenüber kath.ch: «Glaubens- und Sinnfragen sind für viele Menschen wichtig.»

«Von Sparmassnahmen sind immer die Falschen betroffen», kommentiert Mariano Tschuor, Präsident der Medienkommission der Bischofskonferenz den Entscheid von SRF. Die Kirchen und religiösen Gemeinschaften müssten sich jetzt überlegen, ob für sie ein medialer Service public gemäss Verfassung und Gesetz noch Sinn macht. Tschuor spielt darauf an, dass die Kirchen vor zwei Jahren bei der Volksabstimmung über die «No Billag»-Initiative solidarisch hinter der SRG standen.

Viele enttäuschte Stimmen
Auf Anfrage bestätigt Pascale Huber, Geschäftsleiterin der Reformierten Medien, dass sie viele enttäuschte Stimmen aus der Kirchenlandschaft höre. Dafür habe man grosses Verständnis. Die Reformierten Medien sind im Bereich religiöser Sendungen Partner von SRF. Man sucht jetzt das Gespräch mit der SRF-Direktion. Dort werde es um die gute Weiterführung der bewährten Zusammenarbeit in der nächsten Phase gehen, erklärt Huber. «Es geht nicht nur um den Abbau, sondern um die Transformation der Inhalte in neue Sendeformate. Da bleiben wir gemeinsam dran.»

Ob der kirchliche Protest etwas nützt, ist fraglich. Jedenfalls teilte SRF zwei Tage nach der Ankündigung der Sparmassnahmen mit, dass die «Die Glocken der Heimat» auch in Zukunft den Samstagabend einläuten werden. Das Gefäss gibt es seit 1925 und schliesst direkt an die nun gekippte Sendung «Zwischenhalt» an. Das beliebte Glockengeläut bleibt bis weiteres vom Streichkonzert verschont.

Tilmann Zuber, Chefredaktor Interkantonaler Kirchenbote


Kommentar zum Abbau bei SRF

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich mich in dieser Zeitschrift starkt gemacht für die Radio- und Fernsehgebühren, dies vor der so genannten Billag-Abstimmung. Das Hauptargumgent lautete damals, dass der staatliche Sender Geld brauche, damit er auch Beiträge produzieren kann, die sich mit Minderheitenthemen befassen, sprich Religion. Dies auch, weil kurz zuvor der private Sender «Telebasel» den «Theologischen Tipp» aus dem Programm gekippt hatte und mir klar war, dass die Privaten kein Geld für Randthemen ausgeben werden.

Nun sehe ich mich in meinen Bemühungen bestraft. Als Steigbügelhalter des staatlichen Senders missbraucht, Geld zu bekommen und dann den Sparhebel gerade dort anzusetzen, wo es für sie am einfachsten scheint: bei den Minderheiten. Doch gerade diese haben SRF bei der Abstimmung die Stange gehalten und werden nun abgesägt. Ich komme mir ein wenig vor wie nach Wirtschaftsabstimmungen, wo man «Ja» stimmt, damit Arbeitsplätze erhalten bleiben, nach gewonnener Abstimmung diese dann aber sofort abgebaut werden mit dem Argument, dass müsse sein, um die anderen Arbeitsplätze erhalten zu können.

Dabei steht eines fest: SRF hat einen staatlichen Auftrag namens «sevice public», der den Sender verpflichtet, genau solche Sendungen zu produzieren, weil das sonst niemand macht, schon gar nicht Privatsender. Die Direktorin von SRF, Nathalie Wappler, meinte lappidar: «Religion ist nicht unser Schwerpunkt». Das ist eigentlich erschreckend blauäugig von ihr.

Schauen wir nach Frankreich, wo Emmanuel Macron eben daran ist, in Religionsfragen hart durchzugreifen, weil sie für das Zusammenleben im Lande offenbar von grösster Bedeutung sind. Religion in der ganzen Bandbreite ist ein hochaktuelles Thema. In den USA sind Evangelikale, die Trump unterstützen. Deshalb:
Religon ist ein Schwerpunkt und muss ausgebaut werden!

Franz Osswald