Nachbarschaftshilfe

Es ist in dieser Zeit erfreulich, wie viel Hilfsbereitschaft vorhanden ist. In der Kleinstadt, in der ich wohne, kleben Plakate, auf denen Kommissionendienste, Botengänge und Gassi gehen mit Fifi angeboten werden. Es sind die Jubla, die Junioren der Stadttambouren, das Rote Kreuz usw. Der Bäckermeister selber bringt den Leuten, die nicht aus dem Haus dürfen, das Essen vor die Türe. Ich gehöre selber auch zur Risikogruppe, daher hat mir meine Nachbarin angeboten, die Einkäufe für mich zu erledigen, was ich gerne annahm. Da sie weiss, dass ich gerne koche, fragte sie mich, ob ich nicht für eine andere Nachbarin (80), die wenig motiviert ist, für sich alleine ein Essen zu bereiten, dies tun würde. Ich rief also bei der Dame an und machte ihr klar, dass es nicht viel mehr Arbeit sei, ob ich nun für mich allein oder für zwei koche. So nahm sie mein Angebot an.

Ich merkte bald, dass ich die Einkäufe fortan gut planen muss, sonst fehlt mir dieses oder jenes und ich kann dann ja nicht einfach ein Essen hinwursteln. Das hat seither auch ordentlich geklappt. Das Ostermenü war klassisch Französisch und es hat mir vorzüglich gemundet, meiner Nachbarin auch. Sie rief mich an, machte mir Komplimente und sagte so nebenbei, dass sie mit ihrer Nichte telefoniert und erzählt habe, was es Feines zu essen gab. Das hat mich gefreut. Anderntags lag im Korb, den sie mir für ihr Essen bereitstellt, ein Buch «Jeunes Restaurateurs d’Europe – die junge Garde der Spitzenköche Deutschlands». Das Buchzeichen steckte beim Hotel-Restaurant Reuter und dort ist ihre Nichte Küchenchef …