Liebe Leserin, lieber Leser, liebe(r) LeserIn, Liebe(r) Leser_in, liebe(r) Leser*in bzw. liebe Lesenden und liebe Leserschaft
Ich werde mich nun gleich un-möglich machen. In einer der letzten Ausgaben der «Zeit» wurde die geschlechtergerechte Sprache thematisiert. Ein Anliegen, dass auch in der Kirche schon ihren Niederschlag in der «Bibel in gerechter Sprache» gefunden hat. Als Schreibender berührt mich gerechte Sprache täglich. Nicht nur bei der Anrede von Mann und Frau, sondern auch bei der Geschlechterfrage von Wörtern, denn dort herrschen die wirklich unhaltbaren Zustände.
Sicher haben Sie schon Polizei-meldungen gelesen. Da heisst es immer Täter, DER Täter. Von Täterin, TäterIn, Täter_in oder Täter*in habe ich noch nie gelesen – oder Sie? Und das ist in der Tat noch ein harmloses Beispiel.
Ein wirklich sprachgeschlechtlich unhaltbarer Zustand herrscht andernorts: Da heisst es doch DER Busen! Und das Oberteil weiblicher Unterwäsche nenne sich DER Büstenhalter! Ich wundere mich, dass bisher noch keine geschlechtersprachliche #MeToo-Bewegung Haltung gezeigt und die grammatikalischen Sprachhüter an DIE Brust genommen hat.
Ja, ich führe das Thema ad absurdum, obwohl ich weiss, dass alles, was in der Sprache nicht vorkommt, im Bewusstsein verloren geht. Aber ich habe das ungute Gefühl, dass die Diskussion über die geschlechtergerechte Sprache aus dem Ruder läuft, was dem berechtigten Anliegen nicht dienlich ist: so, wie meine (un)tragbaren Beispiele.
Franz Osswald