Wunder(-)bar bezahlt

Es war einmal ein Randständiger. Einer, der im Herzen gut war, der sich aber nicht im Griff hatte. Drogenkonsum war ein Grund, kleinere Delikte ein anderer. Plötzlich war er verschwunden und tauchte Jahre später wieder auf. Es ging ihm besser, aber mit dem Geld konnte er noch immer nicht umgehen. So bat er immer wieder Leute um Geld, auch einen Pfarrer. Dieser gab ihm etwas, mahnte den jungen Mann aber, er müsse es zurückgeben. Eine Rate zahlte der Randständige zurück, eine stand noch aus.

Eines Tages kam der junge Mann am Sonntag in die Kirche und erhielt ein Glas Wasser, weil er Durst hatte. Er erzählte, dass es auf ihm laste, dass er beim Pfarrer noch Schulden habe. Vom Sigristen bekam er die paar Franken. Minuten später war es dem jungen Mann «etwas unwohl», er wollte den Pfarrer vor der Kirche abpassen. Der Sigrist dachte, nun ist er mit dem Geld wohl auf und davon.

Vor dem Gottesdienst sagte der Pfarrer in der Sakristei zum Sigristen: «Es gibt noch Wunder: der Randständige hat mir heute das Geld zurück bezahlt. Ich habe es ihm deshalb geschenkt.» Wunder muss man manchmal etwas nachhelfen. Entscheidend ist nicht, dass das Geld nicht vom jungen Mann stammte, sondern dass er den Willen hatte, es zurückzuzahlen und es auch getan hat.

Ist es nicht wunderbar, dass danach alle zufrieden waren: der Pfarrer, der das Geld zurückerhielt und es als Dank verschenkte; der junge Mann, der das Geld vom Sigristen nicht behielt, sondern zurückzahlte und dafür belohnt wurde, und der Sigrist, der sein Geld entschwinden sah und erfuhr, dass es für den bestimmten Zweck verwendet wurde.

Franz Osswald