Zum 750-Jahr-Jubiläum der Predigerkirche hat der Schriftsteller Lukas Hartmann einen Totentanz geschrieben, dessen Aufführungen bis am 24. November in der Kirche über die Bühne gehen.
Mein neuer Job als Sekretär bringt es mit sich, dass ich die einen Monat dauernden Theaterproben hautnah mitbekommen habe, befindet sich das Sekretariat doch im vorderen Teil der neuen Sakristei.
Da vernahm ich eines Tages einen sonderlichen Gesang, der mich aufhorchen liess. Eine schöne Melodie, aber mit Dissonanzen und sehr schwer zu singen. Ich lauschte dem Gesang und stellte als Laie fest, dass der Sopran (die oberste Stimme ist auch als Nichtsänger gut herauszuhören) in den höchsten Lagen zu tief klang. Zumindest für meine Ohren.
Nach Arbeitsschluss sass die Schauspielertruppe (es waren wie ich ebenfalls Laiensängerinnen und -sänger) noch beisammen und ich erdreistete mich, ihnen zu sagen, dass der Sopran etwas zu tief gesungen habe. Sie wüssten es, aber sie würden das Lied ja noch viele Male üben und es noch schaffen. So hatte ich die Gelegenheit, diese vielen Male während der Arbeit mitzuerleben. Mit Interesse hörte ich, wie die besagte Stelle immer und immer wieder repetiert wurde.
Als die Theateraufführungen begannen, fragte ich, wie das Stück ankomme, ich würde mich auf den Gesang freuen. Antwort: Dieser sei gestrichen worden – der Sopran habe die hohe Lage nicht geschafft. Schade!
Franz Osswald