Kirche für alle – auch Frauen

Über 300 Personen, die pastoral tätig sind, reagieren auf den Kirchenaustritt von sechs prominenten Feministinnen. In einem Schreiben, das auf die Theologinnen Jacqueline Keune und Monika Hungerbühler zurückgeht, fordern sie die Gleichwertigkeit der Geschlechter innerhalb der röm.-kath. Kirche.

Das Schreiben (gekürzt):

«Lange bevor sich die Frauen gemeinsam von ihrer Kirche abgewandt haben, hat diese sich von ihnen abgewandt. Jahrzehntelang waren die Frauen mit einer Institution solidarisch, die mit ihnen nie solidarisch gewesen ist. Und auch wenn wir gut verstehen können, dass es eine Dauer des Unrechts gibt, die Menschen alle Hoffnung verlieren lassen kann, dass sich je noch etwas ändern wird: Wir werden uns mit der Ungerechtigkeit in unserer Kirche nicht abfinden und an der Forderung umfassender Gleichwertigkeit festhalten.

Wir können nicht verstehen, wie Papst Franziskus die frauenverachtenden Zustände im Weltenhaus beklagen und gleichzeitig so wenig Gespür für die Würde der Frauen im eigenen Haus haben kann. Wie er Menschenrechtsverletzungen durch andere benennen und die hausgemachten beschweigen kann. 

Nicht nur der Klerikalismus ist ein grosses Übel, sondern auch die Unfähigkeit der Amtskirche, ihre kranken und krankmachenden Strukturen zu erkennen und sich so immer neu an einer «Ordnung» der Welt zu beteiligen, die Weisse, Reiche, Heterosexuelle und Männer bis heute als die wertvolleren Menschen erachtet als Farbige, Arme, LGBT und Frauen. 

Wir wollen eine Kirche, deren Lehre und Strukturen zu mehr Freiheit und Leben beitragen, deren Denken und Handeln nicht verletzen und deren Kirchenrecht diesen Namen verdient. Eine Kirche, die Frauen auf allen Ebenen mitreden, mittun und mitentscheiden lässt, die Beziehungen zu ihnen ganz neu gestaltet und sich in einer Kultur des Zuhörens und der Auseinandersetzung übt.»

M. Hungerbühler und J. Keune