Frieden

So friedlich könnte es sein.
Ein Hirt, eine Herde.
Kräuter, Wasser, Raum. Genug für alle.
In der Mitte der strahlend-schöne Hirte.
Christus, der von Liebe Erfüllte.
Weisheitslehrer. Lebensfreund.
Ruhe finden die Schafe in seiner Nähe. Zuwendung.
Ein Schaf schmiegt seine Nase in die göttliche Hand.
So könnte es sein, mit der Herde der Getauften,
– und ihrem Hirten.
Paradiesischer Friede.

Warum nur der hässige Ärger in so vielen Herzen?
Zänkischer Neid. Bärtige Missgunst. Säuerlicher Verdruss.
Warum nur das Maulen und Meckern?
Mürrisch-grimmig-unmutige Seelen.
Woher kommt das bittere Besserwissen? Das Bärbeissige?
Kapriziöses Gemotze. Keifen der KlerikerInnen.
Warum dem anderen das Kraut am Wegrand nicht gönnen?
Das kleine Glück. Die minderen Fehler.
Warum sich gegen die Wahrheit verschwören?
Sich blähen. Hemmungslos überschätzen.

So friedlich könnte es sein.
Ein Hirt, eine Herde.
Das Geheimnis des Hirten stillt tiefstes Verlangen.
Sein Licht zeigt uns die Wahrheit des Lichts.
Lichtvolle Liebe verurteilt uns nicht.
Jeder darf leben. Jede darf sein.
Auch die Verlorenen. Die Minderleister.
Die Fehlerbehafteten.
Das ist der Friede des Hirten, des besten.
Friede ist möglich.

Friede ist
in ihm.

Michael Bangert

Bild: Der Gute Hirt. Mosaik in der Eingangslünette im Oratorium des hl. Laurentius in Ravenna. Auch bekannt als Mausoleum der Aelia Galla Placidia (388-450). Zwischen 424 und 450 entstanden. Bild: Michael Bangert