Innehalten

Domenico di Giacomo di Pace Beccafumi (1486 – 1551): Detail aus «Anbetung des Kindes», Bischöfliches Museum Spoleto

Zwei Hände halten inne.
Sie ruhen lebendig und wach.
Im Schoss gekreuzt.
Die Arbeit scheint für’s Erste getan.
Jetzt geht es um anderes.
Nicht mehr Handarbeit,
nicht mehr formen und ziehen,
nicht mehr packen und zerren,
nicht mehr weisen und leiten.

Zwei Hände halten inne.
Zwölf Finger schon lange gebogen
in hartem Schaffen
erinnern sich spielend
noch an Mühsal und Leisten.
Doch nun beginnt etwas anderes.
Nun geht es ums Schauen,
ums Ruhen und Sammeln,
um Heimat und Gegenwart.

Zwei Hände halten inne.
Wunderbare Instrumente
zur Gestaltung der Welt,
tun nichts, weil sie wissen
und ahnen und schauen
das Neue, Nicht-Handfeste,
das Andere, Unfassbare.
So halten sie still,
mit leise zitterndem Zögern.

Zwei Hände halten inne.
In schwebendem Ruhen.
Weil Machen nicht alles ist.

Michael Bangert