Das Warten hat ein Ende

«Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.» (Lukas 2, 30 – 32)

Simeon war schon ein alter Mann. Gott hatte ihm zugesagt, dass er nicht sterben werde, ehe er den Messias, den verheissenen Retter Israels und der Welt gesehen haben werde. Als frommer Mann war er immer wieder im Tempel anzutreffen, um im Gebet vor Gott zu verweilen.

Auch an jenem Tag zog es ihn wieder in den Tempel. Sein Blick fiel auf eine arme Familie, die ihr Kind in den Tempel brachte, um die vom Gesetz vorgeschriebenen Opfer darzubringen. Simeon näherte sich dem Paar und nahm ihr Kind in seine Arme. In diesem Moment wurde ihm schlagartig bewusst: Die lang ersehnte Zusage Gottes hatte sich erfüllt. Das Warten hatte ein Ende. Vor ihm in seinen Armen lag der Messias, der verheissene Retter. So klein und so verletzlich und doch so überwältigend.

Simeon kam kaum mehr aus dem Staunen heraus. Er konnte nicht anders, als seinen Mund zu öffnen und Gott zu loben über das Wunder, das sich hier in dem Kind vor seinen Augen ereignete: Gottes Heil war zu den Menschen gekommen, hatte ein Licht der Hoffnung, des Friedens und der Liebe in der Finsternis dieser Welt angezündet.

Das Wunder, das Simeon hier miterleben durfte, auf das er so lange gewartet hatte, macht uns Mut, nicht daran zu zweifeln, dass auch unser Warten ein Ende haben wird. Dass es keine Finsternis gibt, die für Gott unerreichbar wäre. Dass Christus unser Leben und unsere Welt mit seinem Licht, seiner Liebe, seinem Frieden und seiner Hoffnung durchdringen und in neuem Glanz erstrahlen lassen wird. Daran erinnern uns nicht zuletzt die Kerzen, die wir diesen Sonntag im Gottesdienst segnen.

Sarah Böhm-Aebersold