Eigene Wege gehen

Jesus spricht: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört? (Lk 2,49)

Jesus ist zwölf Jahre alt, als er auf einer Pilgerreise nach Jerusalem im Tempel zurückbleibt. Maria und Joseph suchen ihn voller Sorge und reagieren eher gereizt, als sie ihn dann endlich wiederfinden. Maria sagt zu ihm: Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht. Die verständliche Anfrage einer besorgten Mutter, auf die Jesus seine berühmte Antwort gibt.

Ein zwölfjähriger Junge ist noch ein Kind und steht doch schon an der Schwelle zum Erwachsenenalter. Wir können die Geschichte des zwölfjährigen Jesus im Tempel so auch als eine Pubertätsgeschichte lesen. Da geht nicht ein kleines Kind verloren. Da wird eher beschrieben, wie ein Jugendlicher seinen eigenen Weg geht, sich von seinen Eltern löst. Jesus eigener Weg führt ihn in den Tempel, in eine einzigartige Gottesbeziehung. Den eigenen Weg finden und den eigenen Weg gehen – das ist nie etwas Einfaches. Das ist nie einfach reibungslos. Beim Suchen und Gehen des eigenen Weges kann es auch zu Irrwegen und Verletzungen kommen. Es kann sein, dass man sich von Menschen trennt.

Jesus hat sich auf das konzentriert, was ihm das Wichtigste im Leben war – seine Beziehung zu Gott. Er ist seinen eigenen Weg gegangen, auch wenn ihn Maria und Joseph nicht verstanden haben.

Dies fordert auch uns auf, unsere eigenen Wege zu gehen und an dem festzuhalten, was uns wichtig ist im Leben. Auch dann, wenn andere Menschen es vielleicht nicht verstehen.

Thomas Zellmeyer