Elisabeth von Thüringen

Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, oder wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür?
Lukas 6, 22,33

Der 19. November ist der Gedenktag der Heiligen Elisabeth von Thüringen. Als Pfarrer der Zürcher Elisabethenkirche feierten wir diesen Tag jeweils als Patroziniumsfest. Und ich lernte die Frau dadurch etwas näher kennen. Angeblich 1207 als ungarische Prinzessin geboren, wurde sie mit 4 Jahren an den thüringischen Hof gebracht, wo sie mit ihrem späteren Gemahl Ludwig, damals 11-jährig, aufwuchs. Bei der Heirat der beiden war Elisabeth 14.

Später kamen drei Kinder zur Welt. Die Ehe dauerte allerdings nicht lange. Ludwig nahm an einem Kreuzzug Friedrichs II. teil, von dem er nicht zurückkehrte. Als Witwe und Landgräfin auf der Wartburg neigte sich Elisabeth zunehmend der Fürsorge für die vielen Armen im Umfeld zu, was von der Familie nicht gerne gesehen wurde. Schliesslich wurden ihr die Kinder weggenommen, und sie musste die Burg verlassen. An deren Fuss entstand darauf ein Spital, in dem Elisabeth schwer kranke Menschen pflegte. Selbst wohl von einem Patienten angesteckt, verstarb sie 1231, mit nur 24 Jahren. Aufgrund zahlreicher bestätigter Wunder wurde sie 1235 von Papst Gregor IX. heiliggesprochen.

In aller Kürze eine beeindruckende Biographie, die Bewunderung weckt, aber wohl auch Fragen aufwirft. Unbegrenzte Liebe, kompromissloses Gutes Tun bis hin zur Selbstaufgabe: 1 zu 1-Vorbild kann das wohl kaum sein. Aber dafür vielleicht einfach ein Bild für die Lukanische Forderung: lieben ohne Hintergedanken, geben ohne Berechnung in der Meinung: es kann ja durchaus genug sein, wenn ich damit einem Mitmenschen näherkomme, dabei vielleicht auch Gegenliebe geschenkt bekomme und dadurch gute Gemeinschaft erlebe. Dann lässt vielleicht auch Elisabeth grüssen.

Niklaus Reinhart