Geht hin!

Und das sollt ihr wissen: Ich bin
allezeit bei euch, jeden Tag, bis ans Ende der Welt.
Mt 28,16-20

So endet das Matthäusevangelium, nämlich mit dem sogenannten Missionsbefehl: «Macht alle Menschen zu meinen Jüngern und tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!» Es ist zu vermuten, dass hier schon urchristliche Liturgie zum Tragen kommt. Der Matthäusautor wirbt für die Taufe als Eintrittsritual in seine noch junge Gemeinde, die dadurch nicht irgendeine Gemeinschaft sein will, sondern die Gemeinde des Auferstandenen, der ewiges Leben verheisst. Das Sinnenfällige an der Taufe ist daher auch für die Jüngerinnen und Jünger die Symbolik von Tod und Auferstehung. Der Täufling wird im Wasser symbolisch zu Tode gebracht. Und er aufersteht darauf symbolisch, indem er das Wasser verlässt. Und mit dem weissen Gewand der Verheissung zum Leben bekleidet wird. Und eine brennende Kerze als Symbol der Erleuchtung bekommt.

Was aber soll so ein Ritual einem oder einer Getauften bringen? Es ist ja keine Versicherung für ein sorgenfreies Leben. Das nicht. Wer wüsste das nicht aus eigenem Erleben? Nein, die Taufe ist eine Verheissung, ein Vertrauensangebot. Ein ewiges Licht sozusagen, das brennt, auch wenn es rundum finster ist. Das verzweifelte Hoffen in der Einsamkeit des Elends: es gibt eine Auferstehung. Vielleicht nicht sofort, vielleicht lange nicht, vielleicht überhaupt nicht so, wie wir es gerne hätten. Vielleicht wirklich erst in der Todesstunde, wenn wir letztgültig erfahren, wer wir sind. Aber vielleicht gehört zur Taufe auch die Erkenntnis: wir sind nicht allein. Wir sind getragen von der Gemeinschaft der Getauften. Hier und jetzt, in Freude und Trübsal. Das lässt uns leben.

Niklaus Reinhart