«Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn; er wird es wohl machen.» (Psalm 37, 5)
Wenn wir die Zeitung lesen oder die Nachrichten ansehen oder anhören, scheint das Böse immer und immer wieder Überhand zu nehmen: Terror, der die Menschen aufschreckt, Kriege ohne Ende, Tausende von Menschen, die unter der Herrschaft autoritärer Machthaber leiden. Dies war zu Zeiten des Psalm-Schreibers nicht anders. Fromme Betende fragten sich deshalb, ob dies nicht Gottes Macht, auf dieser Erde für Recht und Gerechtigkeit zu sorgen, und seine Wirklichkeit überhaupt in Frage stellte. Und sie deshalb Gott ein wenig nachhelfen sollten, indem sie selbst für Recht und Gerechtigkeit sorgten und die Unheilstifter aus dem Weg schafften.
Der 37. Psalm nimmt ihre Frage ernst, führt mit seiner Antwort jedoch in eine ganz andere Richtung. Seine Hörer sollen sich nicht dem Zorn hingeben und selbst ereifern über die Übeltäter, da sie sonst nicht besser sind als diese. Stattdessen sollen sie, was sie und ihr Umfeld bedrängt und bedrückt, Gott anvertrauen und auf ihn hoffen und weiter am Tun des Guten festhalten. Wenn es auch im Moment nicht danach aussieht, am Ende wird Gott Recht und Gerechtigkeit zum Durchbruch verhelfen. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber ganz gewiss in Gottes Zukunft erwartet denjenigen, der das Gute tut und den Frieden achtet, ein heilvolles Los.
Das Böse mit Gutem und Liebe besiegen. Jesus ist uns diesen Weg vorausgegangen. Die Antwort des Psalms hat deshalb nichts von ihrer Gültigkeit verloren und darf auch uns Ansporn sein, das Böse nicht mit Bösem besiegen zu wollen, sondern im Vertrauen auf Gott und seine Gerechtigkeit am Tun des Guten und der Liebe festzuhalten, auch gerade dem Bösen gegenüber.
Priesterin Sarah Böhm-Aebersold