Gut geführt

Jesus sagte zu Petrus: Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst. (Joh 21, 18)

In der heutigen Zeit ist ein Wort ganz wichtig und prominent geworden: Selbstbestimmung. Ohne Frage: Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit gehören zur Würde des Menschen. Aber wir alle erfahren oft genug auch die Grenzen der Selbstbestimmung. Immer wieder müssen wir erkennen, dass wir in unserem Leben an Orte und in Situationen geführt werden, die wir uns nicht ausgesucht haben. Wir erleben genau das, was Jesus auch Petrus voraussagt.

Gerade angesichts von Ostern erhält diese menschliche Grunderfahrung aber auch etwas Tröstliches. Denn wohin unser Lebensweg uns auch führen wird: Wir sind dabei nicht allein. Auch an die schwierigen Orte begleitet uns Gott, führt uns auf vielleicht kaum wahrnehmbare Weise Gott. Und so können wir vielleicht sogar in ganz schwierigen Situationen – einer schweren Erkrankung etwa – Gottes Nähe spüren.

Nach Ostern, nach der Auferstehung Jesu Christi, führt kein Lebensweg mehr ins Nichts und ins Dunkel. Und wenn auf diesem Weg unsere Selbstbestimmung an ihre Grenzen kommt, können wir unser Leben getrost in die Hände Gottes legen. Vielleicht können wir dann sogar die beglückende Erfahrung machen, dass dort, wo unsere Selbstbestimmung endet, unsere wahre Freiheit erst beginnt.

Thomas Zellmeyer