Kauderwelsches Babelrlapapp

«Auf steigen wir hinab und verwirren wir dort ihre Sprache, sodass keiner mehr die Sprache des anderen versteht.» (Gen 11,7)

Mein Sohn fragt sein Schwesterchen: «Wie heisst Muriel?». Die Tochter antwortet dem Brüderchen: «Mümimbrielim.» «Mülimrielim?» fragt der Bub nach. Das Mädchen korrigiert: «Nein, Mürliembrimblam, nicht Mülimbriemim.» «Und wie heisst Luan?», geht das Spiel in die nächste Runde: «Luambarliam.» Stunden spielen meine beiden Kinder dieses Spiel der Sprachverwirrung. 

Meine Frau und ich hören aufmerksam zu, denken darüber nach, worin der Sinn des Spiels liegt und sind fasziniert von der Kreativität unserer Sprösslinge.

Ich vermute, dass die Kinder einfach Freude am Wortspiel, an der Aussprache und dem Hin-und-Her haben. Die Korrektur, ein kaschierter Versuch, zu wiederholen, was das Gegenüber gerade gesagt hat. Sie spüren, dass sie mit ihrer Sprache Wirklichkeit schaffen. Der Pädagoge in mir erklärt, dass die Kinder so auf spielerische Weise die Sprachkompetenz entwickeln.

Oftmals erinnern mich die «Übersetzungen» an Indisch, Türkisch oder Tolkiens Elbisch. Sie scheinen täglich gewissen Gesetzmässigkeiten zu folgen: gleiche Vokale, gleiche Silben. Wenn mir diese sehr konsequent erscheinen, befürchte ich manchmal fast, dass die Kinder wirklich eine eigene Sprache entwickeln, und ich sie eines Tages gar nicht mehr verstehen kann, wo ich doch schon so oft genug Mühe habe, zu verstehen, was sie gerade ausdrücken. 

Generationenkonflikt? «Kindergartensläng» und Jugendsprache? Was könnten die nur an mehr oder weniger lustigem Schabernack treiben, wenn sie tatsächlich eine ganz eigene Geheimsprache hätten. Das reinste Babel!

Pfarrer Lenz Kirchhofer