Maria

Eine Frau aus der Menge rief Jesus zu: Selig die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich genährt hat. Er aber erwiderte: Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen. (Lk 11,27-28)

In den Evangelien fällt immer wieder der eher schroffe Ton auf, wenn Jesus von oder zu seiner Mutter Maria spricht. Da ist wenig zu spüren von der innigen Herzlichkeit mit der sich das Jesuskind und seine Mutter auf lieblichen Madonnenbildern anschauen. Da scheint nichts mehr durch von der Zärtlichkeit, mit der sich Maria um ihr neugeborenes Kind kümmert.

Für Jesus ist nicht die familiäre Bindung und Herkunft entscheidend. Er will von den Menschen, die ihm nachfolgen, keinen Promi-Kult um sich selbst und um die Frau, die ihn geboren hat. Vielmehr sind für ihn seine wahren Verwandten diejenigen, die aufmerksam auf das Wort Gottes hören und es in demütigem Vertrauen befolgen.

Genau dies aber trifft auf Maria in höchstem Masse zu. Als junge Frau geht sie mit grossem Mut und tiefem Gottvertrauen ein enormes Wagnis ein. Demütig macht sie sich auf einen Weg, der gesellschaftliche Ächtung mit sich bringen könnte, der sie auch mit Leiden und Schmerzen konfrontieren wird. Zum Engel, der ihr die Geburt Jesu verkündet, sagt sie bescheiden: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast (Lk 1,38).

Es ist dieser demütige Mut, der Maria zur Muttergottes, voll der Gnaden, werden lässt. Aufgrund dieses vertrauensvollen Gehorsams ist sie zu Recht gebenedeit unter den Frauen.

Thomas Zellmeyer